Geschichten von Schwertern und Zauberei

Grab im Tunnel-3

This entry is part 3 of 6 in the series Grab im Tunnel

Eckert: Gegen die Nyx

Die Nyx spielt mit den beiden Bluthunden. Die sehnigen nur leicht gerüsteten Keltoi haben sie in die Zange genommen. Einer webt ein Netz aus Hieben mit seinen beiden kurzen geraden Schwertern, der andere sticht immer wieder mit einem Speer nach ihr. Sie hat sich in den Richtung der beiden Schwerter gewandt, die sie mit bloßen Händen immer wieder beiseite wischt. Den Speerstichen weicht sie durch flüssige Hüft- und Oberkörper Bewegungen aus, ein obszöner und tödlicher Bauchtanz. Dabei hat sie ein kleines Lächeln auf den geschlossenen Lippen, fast als summt sie die Melodie zum Tanz.

Der Speerkämpfer gerät aus dem Takt. Zunehmend frustriert von seinen fruchtlosen Angriffen hat er heftiger und heftiger gestochen, bis er sich überreizt und einen kleinen Schritt nach vorne stolpert. Die Nyx greift nach unten, reißt den Speer mitsamt dem Bluthund nach vorne und stößt es dem Mann mit den beiden Klingen in den Bauch.

Dann dreht sie sich zum Speerträger um, sie ist etwa einen halben Kopf größer als er, also mindestens so groß wie ich. Und sie öffnet ihren Mund unmöglich weit. Ich schlage mir die Hände auf die Ohren und hoffe Dante macht dasselbe, als der grauenhafte Schrei durch die Tunnel fegt. Der Schrei, der jeden anderen Ton raubt und der dem armen Bluthund, ich glaube sein Name ist Nolan und ich habe einmal einen ganzen Haufen Geld an ihn verloren, das Leben aus dem Gesicht zerrt.

Seine Augen quellen vor und seine Zunge läuft blau an, dann platzen seine Augäpfel.

Noch drei Minuten.

Ich schlucke trocken, packe mein Schwert fester und trete langsam in den Raum. Die beiden Anwärter haben das eben nicht gesehen, deswegen folgen sie mir ohne zu zögern. Aus den Augenwinkeln sehe ich, wie sie zusammen mit mir eine der taktischen Figuren aufbauen, die wir immer und immer wieder üben. Ein Prisma an dessen spitzen Ende unsere Gegnerin steht. gleichzeitig greifen die beiden völlig synchron an, sie öffnet ihren Mund wieder. Ich kann nur gelähmt auf ihren Mund starren und die schwarze Leere, die sich dahinter zeigt.

Wir haben alle Talente. Brent macht Licht und Feuer, Talpa gräbt schneller, als jeder andere und ich weiß wo ich drücken muss damit sich Knochen wieder an die richtige Stelle bewegen oder damit eine Blutung stoppt – nicht sehr kriegerisch, aber das ist mein Talent. Dante sagt er hätte kein Talent, er sei alt und faul, sagt er, er bewege sich nicht gerne. Deswegen steht er immer da, wo seine Gegner ihn nicht erwarten. In diesem Fall direkt hinter der Nyx und er streift ihr einen schweren Sack über den Kopf. Der Schrei ist erstickt, ich könnte ihn küssen. Bengas versenkt sein Schwert bis zur Hälfte in ihrer Achsel. Latam zieht seinen Rabenschnabel von unten, unter Ihren Rippenbogen. Obwohl er bis zum Anschlag eindringt, bewegt sich die Nyx keinen Schritt. Sie dreht sich auf der Stelle nach hinten, Schwert und Rabenschnabel brechen wie Zuckerwerk. Die Nyx packt Dante, ich höre wieder den gedämpften Schrei dann wirft sie den Alten wie eine Puppe von sich.

Zwei Minuten.

Latam und Bengas stehen noch ungläubig bei ihr. Latam hat aber bereits nach seinem Morgenstern gegriffen, guter Mann. Bengas reagiert etwas langsamer. Ich mache einen Schritt nach vorn und stoße zu. Ist sowieso nicht mein Schwert. Und bin überrascht, als ich es herausziehe. Es raucht und der Griff wird kalt, aber die Klinge ist noch so wie sie sein soll. Latam keucht, Bengas wimmert leise, die Nyx reißt sich den Sack vom Kopf und dreht sich wieder zu uns um. Sie lächelt wieder leicht und ihrer Augen sind völlig leer

Eine Minute

Eckert: Flieht!

Einen Scheiß auf die Minute, wir rennen alle drei los. Den ersten Tunnel entlang, stoßen auf Brent, der ein Kästchen mit brennender Zündschnur fallen lässt und ebenfalls losrennt. Er sprintet den Tunnel entlang, hüpft in den präparierten Raum, dreht sich zu uns um und ruft: „Springt!“ ich mach einen Hüpfer durch die Türöffnung, höre Latam springen und Bengas: „Oops“. Ich sehe Brent der sich halb rückwärts durch die Türöffnung gegenüber wirft und über dem von mir am weitesten entfernte Stützbalken einen Lichtblitz und höre ein dumpfes Knallen. Denke noch: „Fehlzündung?“ als die zweite Charge hinter mir abgeht, mich am Kragen packt und ein gutes Stück in den Raum schleudert. Wie ich auf den Beinen bleibe, weiß ich nicht mehr aber ich stolpere weiter.

Die Balken geben stöhnend nach, bersten und die Erde prasselt herunter. Ich reiße die Arme instinktiv nach oben und mir wird das Schwert aus der Hand geschlagen. Ein Stein prallt auf meine Schulter und ich versuche nach vorne zu springen, zwischen zwei Stützbalken. Etwas schlägt auf meine Beine hält mich fest, mehr Erde prasselt herunter. Ich versuche mich herauszuwinden. Ich höre Latam und Bengas schreien, die beiden waren direkt hinter mir. „Hilf mir“ schreie ich, und strecke meine Hand aus, Erdkrümel fallen in meinen Mund. Latam beugt sich über mich, greift meine Hand. Bengas zerrt ihn weiter. Meine Beine stecken fest. Er versucht sich loszureißen und ich packe fester. Meine Hand krallt sich in seinen Arm, die Knöchel stehen weiß hervor. Er dreht sich um keuchend, hebt den Hammer, sein irrer Blick bohrt sich in meine Augen, er wird mir den Schädel einschlagen, aber lieber so!

Über ihm bricht der Deckenbalken, das lange Ende schwingt nach unten und sein Helm zerknittert wie Papier. Drückt den riesigen Nubier nach unten. Mehr Erde fällt herunter. Begräbt ihn und mich unter ihm. Der Druck auf meine Brust nimmt zu, ich höre noch Bengas schreien und die Schreie meiner Leute, ich kann nicht schreien, mir wird die Luft aus der Lunge gepresst. Die Lampe wird verschüttet. Es wird dunkel und still.

Nyx

Sie tritt langsam in den Tunnel, vor ihr glüht ein kleiner roter Wurm, verschwindet in einem Kistchen. Sie geht darauf zu. Gerade als sie auf einer Höhe mit dem Würmchen ist, breitet sich sein Kistchen rasend schnell aus, verspritzt seine Teile, fast schneller als sie sehen kann. Durchschlägt die dünne Hülle, die sie um ihre Essenz gezogen hat. Es ist einen Augenblick unangenehm voll in ihr. Bevor die Nägel und Steinchen, die den Weg durch ihre Hülle gefunden haben, verstanden haben, dass auch sie zum größten Teil nur aus Leere bestehen.

Die Form ist eine Illusion, hast du schon einmal einen nackten Vogel gesehen? Sind die Federn gerupft, ist es nur noch ein halbes Huhn. Aber Fleisch und Blut sind nicht nennenswert dichter als ein Sack voll Federn. Was von den Nägeln übrig ist, flickt das kleine Loch, dass der letzte Angriff hinterlassen hat. Es ist noch nicht Zeit, dass sich ihre Leere wieder im Ganzen verliert.

Die Nyx schreitet gemessen weiter, durch einen Raum der voller Geröll und frischer Erde ist, findet sie sich einen Weg durch Balken und Steine.

 Wird fortgesetzt….

Series Navigation<< Grab im Tunnel-2Grab im Tunnel-4 >>