Geschichten von Schwertern und Zauberei

Grab im Tunnel-6

This entry is part 6 of 6 in the series Grab im Tunnel

Eckert: Verschüttet

Klopfen, trommeln, Lieder singen, habe ich euch schon erzählt, dass ich gar nicht musikalisch bin?  Langeweile und Verzweiflung treibt einen wirklich zu Wahnsinns Taten, die Gespräche mit Lantam habe ich erstmal zurück gestellt. Ich bin noch nicht weit genug für Unterhaltungen mit Toten. Ich will lieber noch ein wenig damit warten, bis mich Dunkelheit, Durst und Hunger soweit weich gemacht haben, dass ich vielleicht doch Antworten höre.

Bleibt sonst aber wenig, Kartenspiele mit mir selber im Kopf – langweilig. Erinnerungen an meine Geliebten und die großen Lieben meines Lebens – ersteres ist mehr als frustrierend, wenn beide Hände neben deinem Körper eingeklemmt sind, letzteres würde voraussetzen, dass ich einmal eine große Liebe hatte. Woran das liegt, werde ich sicher später mit Lantam zusammen besprechen können.

Also klappere ich, klopfe, poche und wippe mit den Füßen. Augenblick, meine Füße liegen frei. Nach vorne und oben bin ich fest eingeklemmt. Brust und Hüfte fixiert, denke ich, der Stiel des Hammers mit dem Lantam mich erschlagen wollte, so dass ich auch nicht in Richtung meiner Füße rausrobben kann. Aber unter mir sind Ziegelsteine in gestampfter Erde. Ich kann meine linke Hand etwas bewegen und fange an mit den Fingernägeln an den Rändern des Ziegels zu kratzen. Bewegt der sich etwas? Ein kleines bisschen? „Ja ja ja ja, Lantam siehst du wir kommen hier noch raus“ Mir laufen Tränen über die Backen, als ich den ersten Backstein unter meinem Hintern rausziehe. Ich bedanke mich immer und immer wieder bei dem faulen Handwerker, der die Ziegel in Reihen verlegt hat, nicht in der stabileren Fischgräte. Den zweiten Stein bekomme ich unter mir vorgezogen und stopfe ihn nach vorne neben mein Bein. Ich kann meinen Hintern bewegen, ein wenig, bloß nicht zuviel, bloß nicht riskieren, dass alles weiter einsackt. Ich stütze den Hammerstiel so gut es mit einer Hand und blind geht. Fünf Ziegel, mein Hintern ist im Loch und das erste Mal seit Stunden, dass nicht mehr der Stiel auf meine Hüfte drückt. Ich erspare euch die nächsten Ziegelreihen, die ich brauche, bis auch meine Brust so frei liegt, dass ich mich Fingerbreit um Fingerbreit nach unten schieben kann. Die Beine ausstrecken, Fersen in den Boden drücken, Fersen anziehen und wiederholen.

Nyx und Gregor

Gregor blickte die Nyx unverwandt an. Seine braunen Augen hielten die leeren schwarzen Öffnungen in ihrem Gesicht fest. Suchten nach einem Anhaltspunkt, dass er in ihr noch etwas anders befand als Leere. Immer wenn er hinein zu fallen drohte, wenn ihn die Leere übermannen wollte, rief er sich einen Psalm, ein Gebet in‘s Gedächtnis und die rituellen Worte füllten ihn mit Zuversicht. Nährten die ewige Flamme in seinem Herzen, die durch die heiligen Worte entfacht wurde und durch seine Überzeugung am Brennen blieb.

Nyx ließ das Feuer ihres Widersachers in sich aufgehen. In der Kälte ihrer Leere fand es keine Nahrung. Stein, Holz, Fleisch und Stahl machte sie nicht aus, sondern war nur in seine kleinsten Bestandteile zerlegt zu der Hülle geworden, die ihre Leere von der Schöpfung trennte.

Sie hatte bereits das elementare Feuer der Magierin verschlungen und es in sich erstickt und über kurz oder lange würde das gleiche auch mit diesem hier passieren.

Eckert: Frei

Ich schiebe mich Ferse um Ferse vorsichtig aus meinem engen Steinsarg. Der Raum ist nicht so dicht verschüttet, wie ich es erwartet habe. Die Stützbalken liegen quer und einige große Brocken der Decke haben verhindert, dass sich der Raum vollständig füllt. Eine Laterne liegt unter etwas Schutt und ihr schwaches Licht spiegelt auf meinem Schwert, das ich aus dem Schutt ziehen kann. Ich muss mich bücken, aber ich kann stehen. Hinter mir, in Richtung des Eingangs, scheint der Schutt dicht zu sein. Vielleicht haben wir die Nyx aufgehalten? Nach vorne sehe ich vielleicht ein durchkommen. Es ist soweit ich mich erinnere auch gar nicht weit bis zum Lager der Verwundeten. Selbst wenn ich nicht selber durchkomme, kann ich mich dort bemerkbar machen.

Zwischen Balken und einigen Steinen kann ich Lantams Schulter erreichen. Ich klopfe unbeholfen dagegen. „Danke, auch für die Gesellschaft, Großer“

Dann beginne ich in Richtung Höhle zu kriechen und zu klettern. Die ersten Meter komme ich gut voran, ich folge erst dem Stützbalken der Latam erwischt hat, beinahe bis zur Wand. Dann kann ich zwischen Balken und Brocken auf ein Stück der Decke kriechen, nachdem ich einige Steine beiseite und hinter mich geschafft habe. Bis zur Türöffnung kann ich mich fast aufrecht zwischen zwei großen Brocken schieben. Aber hier ist feinere Erde heruntergefallen und hat die ehemalige Öffnung fast ganz verschüttet.

Ich lasse schließlich meine Rüstung zurück, dann kann ich mich am Türstock hochziehen und mich zwischen den geborstenen Stücken des Türsturzes durchquetschen. Das Schwert schiebe ich vor mir her.

Nyx und Gregor

Hinter ihrem Gegner leerte sich der Raum. Einer nach dem anderen humpelten und krochen sie tiefer in die Gänge. Es störte sie nicht, später war noch genug Zeit, alles Sein strebte auf sein Ende zu, vergeht. So wie das Feuer in ihr verging, dass er durch ihre Augen und seine, in sie hineingoß

Gregor merkte wie hinter ihm der Raum zunehmend leerer wurde. Jeder der im Tunnel verschwand eine kleine Erleichterung der Last seiner Verantwortung, aber jeder auch ein Grund weniger, um durchzuhalten. Vor einer unbestimmten Zeit hatte sich jemand hinter ihn gestellt. Die Hand auf seine Schulter gelegt, nutzlos, aber freundlich und es lenkte ihn auch nicht ab. Jetzt drückte derjenige noch einmal seine Schulter und ließ los. Die letzten verließen das unterirdische Lazarett. Geschafft, er nahm die Nyx vor sich noch einmal in den Fokus. Unaufhaltsam, war sie in den letzten Stunden nähergekommen, hatte seine Überzeugung und seinen Glauben in sich aufgenommen, regungslos und unaufhaltsam. Er schloss die Augen, blickte nach innen und er sah, dass es gut war.

Ein Ende im Tunnel

Ich lasse mich erschöpft auf der anderen Seite herunterfallen, verliere fast das Schwert aus der Hand. Die Lampe steht auf eine Stück Geröll und wirft noch einen schwachen Schein durch die Engstelle, von der anderen Seite. Na wenigstens hat er Licht, da drüben. Ich strecke die Bein von mir und genieße einen Moment, dass ich nicht gebückt oder eingeklemmt bin. Es ist fast gemütlich hier, so an einen Steinhaufen gelehnt, die Beine ausgestreckt. Bis in die Höhle mit den anderen sind es nur wenige Meter um eine Kurve und der Boden sieht, soweit ich es im Fastdunkel erkennen kann sauber aus. Kein Licht, sind die anderen schon raus? Ich hoffe, dass ich Stief’s Ausgang auch ohne Hilfe finde. Ich taste mich im Dunkeln vorsichtig den Gang entlang.

Komme zum Ende des Ganges und sehe Gregor, der strahlend im Zugang kniet. Über ihn und mit dem Rücken zu mir beugt sich die Nyx. Ich weiß dass sie gerade ihren Mund weit aufreißt und gleich wird sie wieder ihren grauenhaften Schrei ausstoßen. Und das wird das Ende von Gregor. Ich kann ihn nicht besonders leiden, aber die platzenden Augäpfel sind mir immer noch lebhaft vor Augen.

Das möchte ich ihm ersparen, auch wenn mir seine gute Laune gewaltig auf den Zeiger geht.

Er hat die Augen geschlossen, sieht beinahe so aus, als wolle er sie küssen, aber ich weiss, dass er nur stoisch auf sein gottgewolltes Ende wartet. „Ha, Rettung in letzter Sekunde“.

Ein Streich aus dem Lehrbuch! Einen Kopf vollständig vom Körper zu trennen, ist gar nicht so einfach, schon bei einem Menschen sind einige hartnäckige Knochen im Weg. Für die Nyx gebe ich alles. Die Bewegung beginnt im linken Fuß, der stößt die Hüfte in die nötige Rotation, die sich bis in die Schultern fortsetzt und ich lege mein gesamtes Körpergewicht hinter die Spitze, schlage einen Bogen, der erst weit hinter dem Hals der Nyx endet.

Der Kopf schlägt mit einem stumpfen Gong auf dem Boden auf, scheppert wie ein leerer Krug, dann knüllen Kopf und Körper zusammen, zurück bleiben nur zerknüllte Splitter.

***Das Ende***

Grab imTunnel-5

This entry is part 5 of 6 in the series Grab im Tunnel

Eckert: und Lantam

„Milch oder Zucker?“ „Hm? Doch ich finde es wichtig, wie ein Mann seinen Kaffee trinkt!“ Nummer 45 Unterhaltungen mit Toten. Lantam antwortet nicht, aber vorhin hat er sich einmal ein wenig bewegt, jetzt pressen nicht mehr seine Zähne in mein Stirn, aber seine Nase quetscht an meiner linken Braue und der Helmrand presst auf mein Schlüsselbein. Kann ich die einzelnen Themen zählen? Frühstück, Kaffee, Lieblingswaffen, dann wäre ich schon bei 46.

Ob es zu früh ist, mit ihm über Bengas zu reden? Ob der wohl eifersüchtig ist? Lantam langweilt mich, ich glaube ich mache noch einmal die 27 und singe ein Lied.

Conrad: bei den Verwundeten

Conrad testete wieder sein Bein. Wenn die Schiene hielt konnte er zumindest humpeln, besser als nichts. Die Warterei war nervenaufreibend. Obwohl sich weder Gregor noch die Nyx rührten stand sie ein bisschen dichter bei ihm, sein Licht etwas gedämpfter. Einer der Heiler wollte zu ihm, aber wir sind uns schnell einig geworden, dass jeder die Finger von Gregor lässt. Pfeile und Bolzen rieseln einfach zwischen den beiden als Staub zu Boden, sobald sie die scharfe Trennlinie zwischen Licht und Dunkel queren.

Etwa alle zwanzig Augenblicke bekam er Bericht von den Grabungsarbeiten, dann fiel Conrad endlich auf, dass Alex zunehmend unsicher auf den Beinen war und den linken Arm schonte. „Sag einmal Alex, hast du schon nach deinem Arm sehen lassen?“ „Der ist in Ordnung, alles fein nur ein Kratzer“ Er tätschelt ihren Ellenbogen. Alex saugt hörbar die Luft ein. „Du musst uns nicht die ganze Zeit beweisen, dass du härter bist als alle anderen. Außerdem bringst du mir gar nichts, oben am Tunnelausgang, wenn du nicht kämpfen kannst.“ Er beschloss noch einen drauf zu legen: „Und dem Hauptmann bringt es auch nichts.“ Alex sah ihn hoffnungsvoll an: „Meinst du er lebt noch?“ Conrad war sich ziemlich sicher, dass das nicht der Fall war. Selbst wenn Eckert den Einsturz überlebt haben sollte, lag er nun schon seit über vier Stunden eingeklemmt im Tunnel. Nicht als würden sie zeitnah an der Nyx vorbeigekommen, um den Leichnam zu bergen. Conrad lächelte: „Der ist nicht kaputt zu bekommen, wahrscheinlich spielt er schon Karten und trinkt Bier, jetzt auf zum Heiler“.

Alex ging etwas aufrechter zum kleinen grün gekleideten Feldscher, um nach der Pfeilwunde im Unterarm sehen zu lassen. Conrad sah ihr nach und verstaute sein aufmunterndes Lächeln wieder sorgsam. Er humpelte zu Gregor, legte ihm eine Hand auf die Schulter. Der Krieger blieb still, nichts ließ merken, dass er ihn überhaupt wahrnahm. Er behielt die Nyx wachsam im Auge, aber auch die ignorierte ihn völlig. Wird schon nicht schaden, dachte er und Conrad fühlte sich ein wenig besser damit.

Wird fortgesetzt…

Grab im Tunnel-4

This entry is part 4 of 6 in the series Grab im Tunnel

Gregor

Er hört mehrere dumpfe Explosionen, darauf Schreie aus dem Tunnel. Mit einer dichten Staubwolke im Rücken und verfolgt vom Geräusch brechender Balken und herabprasselnder Steine rennen die drei Sanglier, deren Aufgabe es war, den Tunnel zu verminen, in die Höhle. Er lässt sie passieren und bereitet sich darauf vor den Kreis zu schließen. Als noch eine dritte Gestalt in das Licht stolpert. Es ist der hühnenhafte rothaarige Cymbrier, mit dem abartigen Geschmack. Es kommt für Gregor nicht in Frage ihm keinen Schutz zu gewähren, aber er kann sich eine gewisse Genugtuung nicht verkneifen, als er versteht, dass der Hühne allein ist.

„Was ist mit den anderen?“ Bengas schaut ihn verzweifelt an, er beginnt etwas zu sagen, stockt, dann schüttelt er nur den Kopf. Die Einsamkeit und der Verlust in seinem Blick sind so, dass sich Gregor für seine Gedanken fast schämt.

Gregor greift in den Kern seines Glaubens, seine Überzeugung, dass sein Gott wirklich ist und aus dem Nichts die Welt erschaffen hat. Wenn sein Gott, das leisten kann, erlaubt er es sicher auch seinem Diener dieses Stück der Antithese von dem Teil seiner Schöpfung fern zu halten, der sich in Gregors Obhut befindet.

Nyx und Gregor

Sie tritt aus dem Tunnel, dort steht der einzelne Paladin. Er fasst seinen Glauben fester und sie lässt ihr sein los.

Wir wollen die beiden ihrem Streit überlassen! Hier spielt sich im Kleinen die Schöpfungsgeschichte von Gregors Religion ab und auch der Wendepunkt der Existenz der Nyx, die einmal und immer Teil der Leere ist, über der sich der Schöpfergeist erhoben hat.

Das ist eine intime Situation, die kaum dichter an ihrer Existenz und Essenz sein könnte, als die unverschämte Frage, die manch Betrunkener und Philosoph Hühnern und Eiern stellt.

Wir wenden uns also zurück in den Tunnel. Denn hier haben sich ein Helm und ein Steinbrocken so verkeilt, dass sich zwischen Erde und Eckert wenige Fingerbreit Atemluft befinden.

Eckert: verschüttet

Ich glaube ich mache die Augen auf. Ich sehe nichts, aber das linke brennt jetzt, weil ein wenig Erde hineingefallen ist. Ich versuche den Kopf zu drehen oder zu schütteln, aber er bewegt sich kaum. Etwas klebriges Hartes drückt an meine Stirn. Ich reiße die Arme hoch, die rühren sich nicht, sie sind ebenfalls fest eingeklemmt. Ich stoße mit den Füßen winde mich, drücke, ich versuche jede Bewegung, die mir einfällt und ich rühre mich fast nicht, außer dass meine Stirn jetzt wehtut und ich kaum noch atmen kann vor Anstrengung und weil mein Brustkorb eingeklemmt ist. So liege ich eine ganze Weile, meine Augen tränen vom Staub, der hineingefallen ist und ich, ich ärgere mich, über den wenig heldenhaften Tod.

Die letzten Augenblicke der Flucht fallen mir inzwischen wieder alle ein und ich habe eine Ahnung was mich festhält – oder besser wer. Am Ohr kitzeln mich Dreadlocks und in meine Stirn bohren sich Zähne. Das kleine Dach über meinem Gesicht ist der Rand des Topfhelms, der Latam nicht davor bewahrt hat, vom Balken erschlagen zu werden. Was mir auch nicht weiterhilft. Ich werde hier nie wieder rauskommen. Und wenn ich Pech habe, liege ich hier lang genug, dass die Ratten oder Regenwürmer mich bei lebendigem Leib auffressen.

Gregor und Nyx

Tskk tsk tsk… die wollten wir doch nicht stören

Bei den Verwundeten

Es ist jetzt schon seit fünf Augenblicken nichts geschehen am Eingang zur großen Höhle. Conrad hatte ebenso wie alle anderen mit angehaltenem Atem auf einen wahrscheinlich sehr kurzen aber sicher sehr epischen Schlagabtausch zwischen Gregor und der Nyx gewartet. Dass sie einfach nur dort standen, sie mit einem kleinen Lächeln im Gesicht, Gregor unbewegt vor ihr auf einem Knie. Sein Schwert und seine Rüstung warfen einen rotgoldenen Schimmer, der in einem Halbkreis vor der Nyx wie abgeschnitten endete. Weder der Hauptmann noch Dante hatten es zurück in die Höhle geschafft. Bengas war sich sicher, das beide tot waren. Nach dem was er erzählt hatte und so wie Conrad den alten Dante kannte, gab er ihm etwas 50:50. Beim Hauptmann war er weniger zuversichtlich. Lunte hatte ziemlich betreten gewirkt, als er ihn gefragt hatte, ob die Sprengfalle vielleicht nicht ausgelöst hatte. Bisher hatte noch keiner was dazu gesagt, warum die Falle zu früh ausgelöst wurde. Conrad hatte aber eine Vermutung, aufgrund von Stiefs finsteren Blicken in Richtung Bengas.

Er winkte Stief zu sich: „Ihr habt doch einen Weg aus den Höhlen gesucht?“ „Gefunden“

„Gibt es denn einen Grund, warum wir hier sitzen und warten und noch nicht auf dem Weg nach draußen sind?“ „Hauptmann“ „Der ist doch verschüttet und tot haben, Bengas und Brent erzählt.“ „Bengas“ „Mhmm, ja gut, aber kann er den Einsturz überlebt haben“ Stief wiegte nur den Kopf hin und her. „Können wir ihm von hier aus helfen?“ Lunte schob sich dazwischen. Er hatte ein dickes rotes topfenförmiges Tonprojektil in der Hand. „Wir können sie wegpusten, Vize“ Conrad machte am meisten Sorge, dass Stief zwei unwillkürliche Schritte zurück machte, als er das Ding sah. „nette kleine Explosion, trifft nur die Nyx? Bringt auch sicher nicht die Halle hier zum Einsturz?“ Lunte zog unschlüssig eine Schulter hoch. „Vergiss es“ bestimmte Conrad. Lunte schaute so traurig drein, dass er fast versucht war es ihn doch machen zu lassen – fast.

„Schafft einen nach dem anderen hier raus.“ „Erst die Verwundeten, dann der Rest, aber seht zu, dass ein paar oben sind, die den Ausgang verteidigen können.“ Er winkte Alex zu sich: „Du bist bei der ersten Gruppe die raus geht“ „Conrad“ maulte Alex „ich bin unverletzt, ich kann kämpfen“

„Genau so ist es und deswegen will ich dass du oben den Ausgang bewachst und nicht sinnlos hier unten auf deinem Arsch sitzt“ Alex schluckte und nahm Haltung an: „Jawohl Vize“ und rannte Stief hinterher in den Tunnel.

Im Tunnel bei Eckert

Ich hatte keine Ahnung, dass Sterben so langweilig ist. Nachdem ich erst wütend, dann verängstigt und schließlich verzweifelt war, bin ich inzwischen bei Langeweile angekommen. Und den 101 Wegen sich die Zeit zu vertreiben, solange man festgeklemmt ist und langsam verdurstet. Verdursten dauert etwas mehr als drei Tage, so kühl und feucht, wie es hier war, wahrscheinlich länger, aber es war auch nicht kalt genug, um zu unterkühlen. Ich weiß nicht genau, wie lange hier schon lag, weil ich auch nicht wusste wie lange ich ohnmächtig war. Aber ich war noch nicht besonders durstig, nur sehr gelangweilt. Also 101 Wege, erstens du kannst mit den Fingern einen Rhythmus tippen, das sind in Wirklichkeit 10!, also elftens du kannst laut um Hilfe rufen, das ist anstrengend und macht durstig. Also zwölftens, du kannst pfeifen. Jedoch sind meine Lippen inzwischen so trocken vom Staub, dass das kaum einen Ton hervorbringt. Du kannst mit den Füßen wippen, also hast du Methode 12 und 13 – zwei Füße, aber in Stiefeln, sonst wären wir schon bei 22. Oder ist es 23? Du kannst dir außerdem dämliche Listen überlegen, mit etwa nutzlosem Zeitvertreib, also ist das die Nummer 24.

Bei den Verwundeten.

Die Erschütterung hatte einen Teil des hinteren Tunnelbereiches in Mitleidenschaft gezogen. Die Sappeure waren mit den Abstützungen nur wenige Schritte weiter gekommen, als bis zum Vorratsraum, in dem momentan alle lagerten. Das schnitt nun auch den geplanten Weg nach draußen ab. Zumindest vorübergehend, wie Alex erst aus den knappen Äusserungen von Stief und anschließend aus der etwas ausschweifenderen Erklärung von Talpa erriet. Nach der dritten Verwendung von Strata und obskuren Gesteinsnamen, platzte Alex der Kragen: „Wie lange bis es frei ist?“ Talpa stotterte: „Also Lehm und Gneis mit den Ziegeln…“

„Stunden nicht Steine!“ „Vier, Vier Stunden durch“ Alex machte auf dem Absatz kehrt und erstattet Conrad Bericht. Der musterte immer noch die beiden Gestalten am Eingang. Conrad hatte zwischenzeitlich das Knie gewechselt.

Wird fortgesetzt…

Grab im Tunnel-3

This entry is part 3 of 6 in the series Grab im Tunnel

Eckert: Gegen die Nyx

Die Nyx spielt mit den beiden Bluthunden. Die sehnigen nur leicht gerüsteten Keltoi haben sie in die Zange genommen. Einer webt ein Netz aus Hieben mit seinen beiden kurzen geraden Schwertern, der andere sticht immer wieder mit einem Speer nach ihr. Sie hat sich in den Richtung der beiden Schwerter gewandt, die sie mit bloßen Händen immer wieder beiseite wischt. Den Speerstichen weicht sie durch flüssige Hüft- und Oberkörper Bewegungen aus, ein obszöner und tödlicher Bauchtanz. Dabei hat sie ein kleines Lächeln auf den geschlossenen Lippen, fast als summt sie die Melodie zum Tanz.

Der Speerkämpfer gerät aus dem Takt. Zunehmend frustriert von seinen fruchtlosen Angriffen hat er heftiger und heftiger gestochen, bis er sich überreizt und einen kleinen Schritt nach vorne stolpert. Die Nyx greift nach unten, reißt den Speer mitsamt dem Bluthund nach vorne und stößt es dem Mann mit den beiden Klingen in den Bauch.

Dann dreht sie sich zum Speerträger um, sie ist etwa einen halben Kopf größer als er, also mindestens so groß wie ich. Und sie öffnet ihren Mund unmöglich weit. Ich schlage mir die Hände auf die Ohren und hoffe Dante macht dasselbe, als der grauenhafte Schrei durch die Tunnel fegt. Der Schrei, der jeden anderen Ton raubt und der dem armen Bluthund, ich glaube sein Name ist Nolan und ich habe einmal einen ganzen Haufen Geld an ihn verloren, das Leben aus dem Gesicht zerrt.

Seine Augen quellen vor und seine Zunge läuft blau an, dann platzen seine Augäpfel.

Noch drei Minuten.

Ich schlucke trocken, packe mein Schwert fester und trete langsam in den Raum. Die beiden Anwärter haben das eben nicht gesehen, deswegen folgen sie mir ohne zu zögern. Aus den Augenwinkeln sehe ich, wie sie zusammen mit mir eine der taktischen Figuren aufbauen, die wir immer und immer wieder üben. Ein Prisma an dessen spitzen Ende unsere Gegnerin steht. gleichzeitig greifen die beiden völlig synchron an, sie öffnet ihren Mund wieder. Ich kann nur gelähmt auf ihren Mund starren und die schwarze Leere, die sich dahinter zeigt.

Wir haben alle Talente. Brent macht Licht und Feuer, Talpa gräbt schneller, als jeder andere und ich weiß wo ich drücken muss damit sich Knochen wieder an die richtige Stelle bewegen oder damit eine Blutung stoppt – nicht sehr kriegerisch, aber das ist mein Talent. Dante sagt er hätte kein Talent, er sei alt und faul, sagt er, er bewege sich nicht gerne. Deswegen steht er immer da, wo seine Gegner ihn nicht erwarten. In diesem Fall direkt hinter der Nyx und er streift ihr einen schweren Sack über den Kopf. Der Schrei ist erstickt, ich könnte ihn küssen. Bengas versenkt sein Schwert bis zur Hälfte in ihrer Achsel. Latam zieht seinen Rabenschnabel von unten, unter Ihren Rippenbogen. Obwohl er bis zum Anschlag eindringt, bewegt sich die Nyx keinen Schritt. Sie dreht sich auf der Stelle nach hinten, Schwert und Rabenschnabel brechen wie Zuckerwerk. Die Nyx packt Dante, ich höre wieder den gedämpften Schrei dann wirft sie den Alten wie eine Puppe von sich.

Zwei Minuten.

Latam und Bengas stehen noch ungläubig bei ihr. Latam hat aber bereits nach seinem Morgenstern gegriffen, guter Mann. Bengas reagiert etwas langsamer. Ich mache einen Schritt nach vorn und stoße zu. Ist sowieso nicht mein Schwert. Und bin überrascht, als ich es herausziehe. Es raucht und der Griff wird kalt, aber die Klinge ist noch so wie sie sein soll. Latam keucht, Bengas wimmert leise, die Nyx reißt sich den Sack vom Kopf und dreht sich wieder zu uns um. Sie lächelt wieder leicht und ihrer Augen sind völlig leer

Eine Minute

Eckert: Flieht!

Einen Scheiß auf die Minute, wir rennen alle drei los. Den ersten Tunnel entlang, stoßen auf Brent, der ein Kästchen mit brennender Zündschnur fallen lässt und ebenfalls losrennt. Er sprintet den Tunnel entlang, hüpft in den präparierten Raum, dreht sich zu uns um und ruft: „Springt!“ ich mach einen Hüpfer durch die Türöffnung, höre Latam springen und Bengas: „Oops“. Ich sehe Brent der sich halb rückwärts durch die Türöffnung gegenüber wirft und über dem von mir am weitesten entfernte Stützbalken einen Lichtblitz und höre ein dumpfes Knallen. Denke noch: „Fehlzündung?“ als die zweite Charge hinter mir abgeht, mich am Kragen packt und ein gutes Stück in den Raum schleudert. Wie ich auf den Beinen bleibe, weiß ich nicht mehr aber ich stolpere weiter.

Die Balken geben stöhnend nach, bersten und die Erde prasselt herunter. Ich reiße die Arme instinktiv nach oben und mir wird das Schwert aus der Hand geschlagen. Ein Stein prallt auf meine Schulter und ich versuche nach vorne zu springen, zwischen zwei Stützbalken. Etwas schlägt auf meine Beine hält mich fest, mehr Erde prasselt herunter. Ich versuche mich herauszuwinden. Ich höre Latam und Bengas schreien, die beiden waren direkt hinter mir. „Hilf mir“ schreie ich, und strecke meine Hand aus, Erdkrümel fallen in meinen Mund. Latam beugt sich über mich, greift meine Hand. Bengas zerrt ihn weiter. Meine Beine stecken fest. Er versucht sich loszureißen und ich packe fester. Meine Hand krallt sich in seinen Arm, die Knöchel stehen weiß hervor. Er dreht sich um keuchend, hebt den Hammer, sein irrer Blick bohrt sich in meine Augen, er wird mir den Schädel einschlagen, aber lieber so!

Über ihm bricht der Deckenbalken, das lange Ende schwingt nach unten und sein Helm zerknittert wie Papier. Drückt den riesigen Nubier nach unten. Mehr Erde fällt herunter. Begräbt ihn und mich unter ihm. Der Druck auf meine Brust nimmt zu, ich höre noch Bengas schreien und die Schreie meiner Leute, ich kann nicht schreien, mir wird die Luft aus der Lunge gepresst. Die Lampe wird verschüttet. Es wird dunkel und still.

Nyx

Sie tritt langsam in den Tunnel, vor ihr glüht ein kleiner roter Wurm, verschwindet in einem Kistchen. Sie geht darauf zu. Gerade als sie auf einer Höhe mit dem Würmchen ist, breitet sich sein Kistchen rasend schnell aus, verspritzt seine Teile, fast schneller als sie sehen kann. Durchschlägt die dünne Hülle, die sie um ihre Essenz gezogen hat. Es ist einen Augenblick unangenehm voll in ihr. Bevor die Nägel und Steinchen, die den Weg durch ihre Hülle gefunden haben, verstanden haben, dass auch sie zum größten Teil nur aus Leere bestehen.

Die Form ist eine Illusion, hast du schon einmal einen nackten Vogel gesehen? Sind die Federn gerupft, ist es nur noch ein halbes Huhn. Aber Fleisch und Blut sind nicht nennenswert dichter als ein Sack voll Federn. Was von den Nägeln übrig ist, flickt das kleine Loch, dass der letzte Angriff hinterlassen hat. Es ist noch nicht Zeit, dass sich ihre Leere wieder im Ganzen verliert.

Die Nyx schreitet gemessen weiter, durch einen Raum der voller Geröll und frischer Erde ist, findet sie sich einen Weg durch Balken und Steine.

 Wird fortgesetzt….

Grab im Tunnel-2

This entry is part 2 of 6 in the series Grab im Tunnel

Eckert: In den Tunnel

Gregor kommt bei uns an. Bückt sich im Lauf und reisst Alex und mich an den Armen hoch. Dante ist schon selber auf die Beine gekommen und taumelt in Richtung des Tunneleingangs. Ich kann kaum einen Fuß vor den anderen setzen, aber die Hitze in meinem Rücken und die hektischen Lippenbewegungen: „Lauf Lauf Lauf“ spornen mich an.

Außer uns scheinen es die meisten anderen, die noch auf dem Feld auf den Beinen waren in den Tunnel geschafft zu haben. Wir stehen und gehen recht dicht gedrängt ein Stück hinter der Tunnelöffnung. Drängen weiter und tiefer hinein. Als ich ein lautes Brausen von hinten höre. Die kleine Gruppe Bluthunde hinter uns beginnt zu drücken und zu schieben und sogar hier schon zwölf Schritt hinein in die Erde spüre ich die Wärme im Nacken. Uns weht ein heftiger Wind ins Gesicht, als das Inferno draußen die Luft gierig verschlingt. Wir drängen weiter.

Der Tunnel in dem wir uns befinden ist meist breit genug, dass zwei Gerüstete bequem nebeneinander gehen können oder 4-5 sich in einer Reihe nach vorne drängen können. Der Boden ist fest, an einigen Stellen spüre ich Steinfliesen unter dem Geröll. Die Wände sind teils abgestützt mit Holzbalken teils sehe ich Mauerreste. Wir drängen uns durch eine Engstelle in einen größeren Raum und Dante deutet auf einige große Runde Holzreste: „Fässer! Das was waren einmal Keller oder so was“

Wir folgen einem ziemlich verschlungenen Weg und ich habe völlig die Orientierung verloren, wo wir uns unter dem Feld befinden oder wo die Burg ist, zu der dieser Tunnel führen soll. Glücklicherweise kommen wir rasch in einen weiteren größeren Raum, in dem unsere Sappeure ihre Ausrüstung lagern und gerade einige Verwundeten untergebracht sind. Einige Steine an den Wänden leuchten, eines unserer Talente muss das Licht dort gebunden haben.

Lunte grinst mich aus seinem rußverschmierten Gesicht an. Er steht neben Latam, der gerade noch Conrad bequemer hinlegt. Bengas und Stief sehe ich nicht. Ich suche mir einen Weg durch die Verwundeten zu ihnen : „Na Hauptmann, schön dass du uns hier unten besuchst. Wir hätten aufgeräumt, wenn du vorher etwas gesagt hättest.“ Ich schaue ihn nur an. „Äh, was geht oben vor, Irgendwas was wir wissen sollten, oben?“

Gregor mischt sich ein: „Estell und eine Nyx haben sich am Wickel, für uns Mondäne war das zu heiß.“ Mondän mein Arsch, denke ich mir. Gregor stand direkt daneben und ist kaum angesengt, außerdem hat er Alex und mich ein gutes Stück getragen. Vielleicht ist an dem Beten und dem Zölibat das man ihm nachsagt doch etwas dran.

Lunte pfeift durch seine Zahnlücke. „Wir könnten der Nyx ein paar Überraschungen hinterlassen“. Ich kenne seine Überraschungen. „Und wie kommen wir hier wieder raus, wenn ihr den Tunnel zum Einsturz bringt?“ „Ich habe Stief und Bengas ein Stück vorausgeschickt, ich glaube, wir finden können einen alten Kamin frei räumen, kommen dann in dem kleinen Waldstück im Süden hoch.“ „Warum Bengas, der hat doch keine Ahnung vom Graben“ „Aber er ist der Dickste“ sagt Lunte.

Latam legt ihm eine Hand auf die Schulter. Meine beiden Anwärter der eine kahlrasiert und tiefschwarz, während Bengas` Haut sich schon im Schatten rötet, passend zu seinen karottenroten Haaren. Beide von ihren Stämmen eine halbe Welt auseinander vertrieben, haben sie sich hier im Troß kennen gelernt, bei einer Schlägerei vor der heißen Maid. Latam und Bengas sind vor allem groß. „Bengas ist nicht dick“ sagt er. „Er hat tolle Muskeln, kein Gramm Fett wo es nicht hingehört. Fährst du ihm über den Bauch, das fühlt sich an, wie ein Waschbrett“. Und die beiden sind ein Paar.

Lunte schaut ein wenig verkniffen, während Latam sich drückend auf seine Schulter.

Bevor ich eingreifen muss, kommen Stief und Bengas zurück. Stief ist schmutzig und abgewetzt, wie immer. Der sonst sehr gepflegte Bengas ziemlich mit Erde verschmiert, vor allem auf der Brust und an den Schultern. „Er passt“ murmelt Stief.

Eckert: Vorbereitungen

Da der mögliche Fluchtweg laut Stief passt, lasse ich Lunte und seine Faust die vorgeschlagenen Fallen vorbereiten. Er und Stief sitzen jetzt im Kreis und tuscheln mit den drei anderen Verrückten, wie sie ihr Arsenal am besten aufteilen. Brent ist ein schwächeres Talent, Licht und Feuer, vor allem teilt er die Begeisterung für Explosionen und Donnerschläge.

Talpa und Conin haben nur eine für mich unbegreifliche Begeisterung am Graben und Bauen. Die beiden waren unsere einzigen Pioniere bevor Stief und Lunte zu uns gestoßen sind. Spezialisten werden immer großartig bezahlt, also haben wir die Sappeure zu einer Faust zusammengefasst. Das hier ist allerdings der erste Einsatz als Einheit und Conrad und ich sind uns noch nicht sicher, ob die 5 wirklich zusammenpassen.

Dante sitzt bei Conrad und stopft ihm gerade eine Peife, als ich mich zu den beiden setze. Conrad ist etwas bleich aber blutet nicht. Er schaut mich etwas beschämt an. „Dumm gelaufen und zeigt auf sein Bein. Ich bin in ein Loch getreten“. „Knie oder Knöchel?“ „Schienbein, aber du musst dich nicht darum kümmern!“

„Lass mich mal sehen“ Ich schneide trotz seiner Proteste das Hosenbein auf. „Mhmm, das ist ziemlich verdreht“ Könnte besser sein, aber auch schlimmer, ich kann das gebrochene Scheinbein sehen, aber es steht nicht aus der Haut. „Mach ihm die Pfeife an, dann hilf mir“. Conrad hält die Pfeife, während Dante die klebrige Mischung aus Mohn und Knaster mit eine Stückchen glühender Lunte anzündet. Conrad behält angestrengt den süßlichen Rauch in der Lunge, bemüht weder zu Husten noch zu sehr darauf zu achten, was Dante und ich mit seinem Bein anstellen. Dante fixiert das Bein und ich winde ein Seil einige Male um den unteren Teil der Wade. Das Seilende gebe ich Latam in die Hand. Ich lächle Conrad an: „Das wird jetzt gleich ein wenig weh tun, aber du darfst nicht verkrampfen. Ich zähle bis drei und dann zieht Latam dir das Bein gerade“.

Conrad zeigt mir nur den Mittelfinger. Ich tippe Latam an und der schwarze Hühne lehnt sich in das Seil. Das Bein streckt sich und ich kann sehen, wie der Knochen tiefer sinkt und die Haut am Schienbein etwas weniger spannt. Ich drücke mit den Handballen auf die Bruchstelle und kann unter meinen Fingern spüren, wenn die Knochen einrasten, als ich der Drehung der Wade etwas nachhelfe.

Conrad hat das ganze natürlich so ausgehalten, wie es sich für einen Krieger gehört, geschrien und geheult wie ein Baby hat er. Ich bin immer ziemlich fertig, wenn ich bei den Verwundeten helfe. Also sitze ich dann erst einmal auf dem Boden, während Conrads Schreie noch verhallen.

Dante sagt etwas, ich verstehe ihn nicht, ich sehe, wie die Sappeure hektisch aufstehen. Lunte lässt beinahe die Tonflasche in seiner Hand fallen und die anderen vier ducken sich. Dann atmen sie sichtbar auf, als er sie fest zu fassen bekommt. Ich rapple mich mit Dantes Hilfe aus – die Nyx ist im Tunnel.

Eckert: Fallen im Tunnel

Die Nyx ist im Tunnel und das einzige zwischen ihr und uns sind 5 irre Bombenleger. Die Stille ist ohrenbetäubend, aber es hat auch etwas für sich. Ohne die hektischen Rufe und das Wimmern ausblenden zu müssen, kann ich mich auf einen Plan konzentrieren, wie wir den Verletzten hier im Tunnel einige Minuten mehr erkaufen können.

Ich signalisiere Dante und den beiden Anwärtern mir zu Folgen. Am Eingang zum Gang steht schon Gregor bereit. Aha, sein Schwert und seine Rüstung glosen jetzt, als hätte er in einem Eimer Glühwürmchen gebadet. Er macht einen Schritt in den Tunnel, aber ich halte ihn am Arm fest. Ich zeichne einen Halbkreis in den Boden. Zeige auf ihn und den Kreis. Er ist unentschlossen, sagt irgendetwas. Die Stille hat wirklich Vorteile, so kann ich einfach ignorieren, dass er mir Befehle gibt und zeige wieder auf die Verwundeten und den Kreis. Dann nickt er endlich. Und macht einen Schritt zurück in den Raum, er macht „schu schu“ Bewegungen mit der Hand. Unter einer der Lampen an der Decke stößt er sein Schwert zwei Handbreit in den Steinboden, dann beginnt es heller zu leuchten.

Dante ist bereits einige Schritte nach vorne Latam und Bengas stehen noch etwas unentschlossen direkt vor mir. Ich schiebe die beiden an, dann gehen wir alle zusammen in die Tunnel. Etwa 10 Schritte vor uns an einer Ecke steht Talpa an einem Stützbalken und kratzt mit seinem Dolch ein Öffnung in die Decke darüber, Conin spendet ihm Licht und reicht ihm, gerade als wir uns an ihnen vorbeidrücken wollen, ein rundes Tongefäss. Er erstarrt, als Bengas ihn streift, aber bringt das Gefäß ohne Malheur an den Mann.

Wir gehen vorsichtig weiter. Ich hoffe die 5 haben noch keine Stolperdrähte gelegt. Wir kommen an die zweite Engstelle und ich verstehe, dass sie den gesamten Raum in dem Dante vorhin die Fässer gesehen hat, zum Einsturz bringen wollen. Jetzt machen Stief und Lunte sich gerade am entfernteren Zugang zu schaffen. Stief hält 4 Finger hoch ich gebe ihm drei, dann drücken wir uns durch die alte Türöffnung. Lunte klopft mir an’s Bein. Er winkt, bis er alle Aufmerksamkeit auf sich hat, dann zeigt er auf Kniehöhe an der Wand. Die Geste danach kenne ich nicht, aber seinem breiten Grinsen nach soll es Explosion heißen.

Wir gehen jetzt richtig vorsichtig weiter. Ab jetzt kann nur noch die Nyx auftauchen und wir müssen den beiden ihre 4 Minuten erkaufen.

Von vorne kommt ein eiskaltes Licht. Wir sind jetzt direkt vor der ersten großen Öffnung im Tunnel oder besser dem ersten Keller durch den wir gegangen waren, der mit den Steinfliesen am Boden.

Ich bedeute Bengas und Latam hinter mir zu bleiben, Dante krabbelt am Boden entlang nach vorne.

Ich schiebe mein Schwert auf Kopfhöhe um die Ecke, Dante schaut von unten in den Raum. In der Hoffnung, dass das Schwert den Angriff zieht, falls jemand auf uns lauert. Dante winkt mich hinterher, dann gleitet er ihn den Raum. Ich sehe die Nyx mit zwei Bluthunden. Spielen ist der beste Ausdruck dafür.

Wird fortgesetzt…

Grab im Tunnel-1

This entry is part 1 of 6 in the series Grab im Tunnel

Eckert: Im Tunnel

Die Balken geben stöhnend nach, bersten und die Erde prasselt herunter. Ich reiße die Arme instinktiv nach oben und mir wird das Schwert aus der Hand geschlagen. Ein Stein prallt auf meine Schulter und ich versuche nach vorne zu springen, zwischen zwei Stützbalken. Etwas schlägt auf meine Beine hält mich fest, mehr Erde prasselt herunter. Ich versuche mich herauszuwinden. Ich höre Latam und Bengas schreien, die beiden waren direkt hinter mir. „Hilf mir“ schreie ich, und strecke meine Hand aus, Erdkrümel fallen in meinen Mund. Latam beugt sich über mich, greift meine Hand. Bengas zerrt ihn weiter. Meine Beine stecken fest. Er versucht sich loszureißen und ich packe fester. Meine Hand krallt sich in seinen Arm, die Knöchel stehen weiß hervor. Er dreht sich um keuchend, hebt den Hammer, sein irrer Blick bohrt sich in meine Augen, er wird mir den Schädel einschlagen, aber lieber so!

Über ihm bricht der Deckenbalken, das lange Ende schwingt nach unten und sein Helm zerknittert wie Papier. Drückt den riesigen Nubier nach unten. Mehr Erde fällt herunter. Begräbt ihn und mich unter ihm. Der Druck auf meine Brust nimmt zu, ich höre noch Bengas schreien und die Schreie meiner Leute, ich kann nicht schreien, mir wird die Luft aus der Lunge gepresst. Die Lampe wird verschüttet. Es wird dunkel und still.

Eckert: Auf dem Feld – eine Stunde zuvor

Das Schild sinkt einige Fingerbreit, wie jedes Mal, wenn mein Gegner sich zum Schlag entschließt. Ich reiße die Pieke nach unten. Sie zieht eine tiefe Furche über den Klingenbrecher, verhakt kurz am Übergang zur Brustplatte, dann reißt das morsche Leder und ich zerre die Spitze durch Rippenknochen und Herz meines leider untoten Gegners. Immerhin ist sein Hieb aus dem Schwung und Gregor unterbricht den Schlag des Schwertes mit Leichtigkeit. Ich setze die Pieke zurück. Aufmerksamkeit nach rechts, aber der Frischling ist aufmerksam und ihr Schild deckt meine exponierte Schulter. Ich mache mich bereit zum nächsten Streich, aber der Zombie vor uns taumelt rückwärts. Sein Schwert samt Hand liegt jetzt zwischen den Reihen und auch sein Schildarm hängt nur noch an wenigen Fetzen, immerhin. Hoffentlich gehen den Fleischschneidern irgendwann die Ersatzteile aus –  als ob.

Gregor lacht. „Und wieder einer weniger, nur noch etwa 200“. Gregor lacht immer und Gregor hat auch immer gute Laune und strahlend weiße Zähne und goldene Locken. Ich würde ihn wirklich hassen, wenn er nicht außerdem einer der besten Krieger im Troß wäre. Geborener Anführer und weder zu feige noch sich zu schade, beherzt die Lücke zu schließen, die entstanden ist, als der Bluthund neben mir von den Reihen der Untoten verschluckt wurde.

Der junge Bluthund war heldenhaft nach vorn zwischen die Schlachtreihen gesprungen. Hatte gekonnt den Unterhauptmann auf der Gegenseite durchbohrt und dann mit schreckgeweiteten Augen realisiert, dass sein Gegner nicht zusammenbrach. Hätte er dann das „Schwert-seines-Vaters“ losgelassen, hätte er aus dem Fehler lernen können. So hat er noch eine Weile geschrien und liefert genau jetzt wahrscheinlich den neuen Schwertarm für meinen Gegner von eben.

Wie dem auch sei, Gregor war in die Bresche gesprungen, mit einem ernst gemurmelten „Armer Kerl“ und deckte nun meine linke Seite als Zeiger. Klassische Formation aus zwei Handwaffen mit Tropfenschild und dazwischen eine Pieke. Einfach und bewährt und mit der ebenso klassischen Unterstützung aus zwei weiteren Schildträgern in der zweiten Reihe, kann so eine Faust beinahe ewig in der Linie stehen.

Dass der Linienkommandant jetzt aber neben mir gutgelaunt in der Bresche steht und keine Anstalten macht wieder zu verschwinden, bedeutet aber auch, dass es mit der zweiten Reihe schlecht aussieht. Ich habe zwei Anwärter, Latam und Bengas, vor wenigen Augenblicken zu den Feldscheren geschickt, um nach Conrad zu sehen. Die Feldschere sind direkt am Tunnel, dessen Eingang wir bewachen und in dem unsere Sappeure sich seit Tagen abschuften.

In der Zeit, in der ich euch das erzählt habe, hatte ich noch zwei weitere untote Soldaten zur vorübergehenden Ruhe gesetzt. Aber so langsam hatten wir wohl die gegnerische Aufmerksamkeit geweckt. Und ich sehe mit einer gewissen Sorge zwei Bogenschützen in unseren Bereich der Linie pirschen.

Was ich aber auch sehe ist die Staubwolke aus Richtung des Heerlagers und zwischen dem Staub immer wieder die verschlungenen Drachen und Schiffe auf den Standarten. Es würde gar nicht mehr lange dauern, bis die Nordleute dem Untoten Feind in den Rücken fallen würden. Ich kann nur hoffen, dass es rechtzeitig ist. Bis dahin, überleben.

Eckert: Die Leere

Mit dem großen Heer im Anmarsch breitet sich bei uns leiser Optimismus aus. Aber auch die Untoten haben den Entsatztruppen bemerkt und intensivieren ihre Angriffe, bedrängen unsere dünne Linie noch einmal heftiger. „Haltet die Linie, Halten.“

Es wird still. Ich habe eben noch Kommandos geschrien und die Schreie der Kämpfenden und Verwundeten gehört. Jetzt pocht mir nur noch das Blut in den Ohren. Mir fällt das Atmen schwer.

Das nächste Monster vor mir sieht aus, als wäre es lieblos aus den größten und hässlichsten Stücken Fleisch zusammengeflickt worden, die ein Nekromant finden konnte. Den stinkenden Muskelberg krönt ein viel zu kleiner Kopf mit unterschiedlich großen Augen. Dafür ist das Vieh so groß, dass der erste Pfeil über meine Schulter geht und den zweiten hat der Frischling auf ihrem Schild gefangen. Sie wird dabei kreidebleich und ihr Arm sinkt deutlich. Verdammt das sieht so aus, als ist der direkt durch und in den Arm. Für Mitleid bleibt keine Zeit, die mächtige Keule segelt runter, Mist die Pfeile haben mich abgelenkt, der Schwung muss viel früher raus. Aber immerhin schaffe ich es die Pieke so zum Dach zu machen, dass die Keule nach links auf meinen Zeiger abgleitet. Der zieht den Kopf noch gerade zur Seite und zurück, dann dellt die Keule seinen Schildrand bis zum Arm runter ein. Verdammt warum schaut der Idiot nach hinten. Ich versuche mich auf den Rückschlag vorzubereiten. Gregor ist zusammengekauert, er zupft an meiner Hose. Packt dann fest und versucht mich runterzuziehen. Ich hör den Frischling meinen Namen schreien und dann macht es auch bei mir Klick und ich lass mich fallen.

Die Luft über mir kocht, der Sauerstoff wird herausgezogen und brennender Regen fällt mir auf den Handrücken.

Und es ist immer noch totenstill. Ich schaue vorsichtig hoch. Ein guter Zacken ist aus der gegnerischen Schlachtreihe gebrannt. Von dem Unhold stehen nur noch die Knie. Und rund um ihn herum weitere verkohlte Stümpfe. Sogar den beiden Bogenschützen in gut 20 Metern Entfernung wurde das Gesicht gekocht, sie starren aus blicklosen weißen Augäpfeln und ihre Bögen kokeln.

Zwischen ihnen stehen zwei leere weiße Rüstungen.

Meine Pieke ist verbrannt, ich taste am Boden nach dem Schwert, das vorhin heruntergefallen ist. Die Hand ist glücklicherweise schon runtergefallen. Alex schaut mich kreidebleich an. Sie bewegt die Lippen. Ich kann sie nicht hören, aber ich weiß, was sie immer wieder sagt. „Phobosar“. Unbesiegbare Puppen und pure Manifestation des Nichts.

Mir wird heiß. Schräg hinter uns steht Estell dan Groh, die korpulente Feuermagierin, die für die Flammenwalze verantwortlich war. Sie wirkt hektisch, aber konzentriert und die Luft um sie flimmert wie an einem Sommertag und es wird zunehmend heißer während sie den nächsten Spruch vorbereitet. Gregor versucht einen Schritt auf sie zu, aber seine Haare beginnen zu kokeln noch bevor einer ihrer beiden Leibwächter ihm den Weg versperrt. Dante der zweite erfahrene alte Eber den ich heute dabei habe, winkt heftig und zeigt in Richtung des Tunnels. Ich packe Alex und zerre sie hinter mir her, bis sie von alleine läuft.

Wir sind auf halbem Weg zum Tunnel als ich den Schrei höre, er ist das einzige Geräusch auf der Erde. Alle Muskeln in meinem Körper erstarren auf einen Schlag, dann erschlaffen sie alle auf einmal und ich stürze und überschlage mich wie eine Stoffpuppe.

Ich bleibe mit dem Gesicht nach hinten liegen. Die Puppenspielerin ist direkt neben dem linken Leibwächter manifestiert. Aus unmittelbarer Nähe hat ihr Schrei den Leibwächter verflüssigt. Der zweite schwankt noch einen Augenblick, dann fällt auch seine Rüstung leer zu Boden. Gregor steht überraschenderweise noch, macht aber keine Anstalten zu kämpfen, sondern rennt in unsere Richtung los.

Wir haben uns über die dickliche eingebildete Feuermagierin immer reichlich lustig gemacht. Wüstensukkulente war sicher noch der freundlichste Spitzname. Aber sie steht völlig entschlossen vor der Nyx, mit einem kleinen Lächeln- während die Flammen an ihrem Körper hochschlagen und immer heftiger und höher brennen.

Gregor kommt bei uns an.

Wird fortgesetzt…

Tod im Troß-6

This entry is part 6 of 6 in the series Tod im Troß

Alex: Bei der Wacht.

Als ich die Palisade der Wacht sehe, werde ich langsamer. Die Straßen sind hier oben recht leer, die wenigen Menschen und Wesen kommen mir entgegen. Kleine Gruppen auf dem Weg zu den Vergnügungen im Tross, die meisten nehmen mich nicht einmal war. Aber wenn ich weiter hecktisch renne, ist das nur verdächtig. Es hat keinen Sinn, dass mich die Wacht aus Langeweile verhaftet.

Es ist nun immerhin klar, dass an meinem Verdacht was dran ist. Eine Nutte hetzt dir nicht zwei Killer auf den Hals, um ungestört zu vögeln. Aber mich brachte das auch keinen Schritt weiter bei der Suche nach meinem Hauptmann. Zurück in’s Lager? Ich weiche einer Wacht Patrouille aus, die gerade aus dem Tor kommt. Nicke dem Schließer, Grimm, zu, vor zwei Tagen habe ich einen ordentlichen Batzen an ihn beim Würfeln verloren auf Anweisung von Eckert.

Grimm besteht hauptsächlich aus einem Vollbart und dichten grauen Haaern, die fließend in das Wams der Wacht überflusen. Ein Axthieb oder etwas Ähnliches muss ihm die halbe rechte Hand gekostet haben. Mit dem Daumenstumpf und den äußeren beiden Fingern kann er immer noch Würfeln wie ein Teufel, aber Pförtner bei der Wacht ist wohl das einzige was ihm im Heerzug geblieben ist. Er winkt mich zu sich ran.

„Jungchen, hör mal, der Kriegsrat ist gleich beendet“

„Ja?“

„Es würde vielleicht ein wenig Stunk geben, wenn dein Hauptmann dann noch bei ihr ist.“

„Hä?“ so bin ich, redegewandt, mein zweiter Vorname.

„Der Graf hat  schon einmal einen ihrer Liebhaber im Duell getötet. Du solltest zusehen, dass Eckert nicht mehr in ihrem Zelt ist“

„Deliana ist die Geliebte vom Grafen?“ Grimm schaute mich etwas mitleidig an: „Unter welchem Stein hast du denn gewohnt“ „Los jetzt sie hat das grüne Zelt am Ende der Palisade“

Alex: Im Zelt

Oh Mann, von allen leichten Weibern, muss sich Eckert ausgerechnet den Bettwärmer des Grafen schnappen. Der Mann zahlte zwar nicht den Sold, aber er hatte einigen Einfluss auf ihre Platzierung in den Schlachtreihen. Erst das zweite Jahr im Tross und einige munkelten, dass er aus „Gründen“ die Hauptstadt und den Hof hatte verlassen müssen, aber nie so, dass er es hören konnte. Ambex hatte den Ruf nachtragend und rachsüchtig zu sein.

Niemand scheint mich zu beobachten, als ich am Ende der Palisade abbiege. Falls mich jemand sieht hoffe ich dass er oder sie denkt ich möchte mich erleichtern und dem Geruch nach zu urteilen, hatten schon einige Vorgänger diese Idee. Glücklicherweise ist der Mond noch nicht ganz untergegangen, sonst würde ich mich heillos in den Schnüren verheddern. Ob das Zelt allerdings grün ist? Auf jeden Fall brennt drinnen Licht auch wenn ich keinen Ton höre. Das abgehängte Vorzelt ist aber stockdunkel. Ich überlege kurz, ob ich klopfen soll, aber sie hat mir ihre Schergen auf den Hals gehetzt. Also versuche ich an der Naht entlang herein zu spähen. Kein Glück, ich sehe nichts drinnen.

Schmerzhaft fummele ich an den Schnüren, um sie zu weiten. Meine Hand, die vorhin den Schnitt abbekommen hat, pocht und der Schnitt über die Knöchel öffnet sich beim Versuch die Knoten zu lösen. Ich lasse Knoten Knoten sein, atme einmal tief durch und schiebe die Türplane zur Seite.

Verdammt, die beiden sind noch zu Gange. Eckert steht an einen Waffenständer gelehnt und Deliana kniet nackt vor ihm und.

Also auf jeden Fall hat Eckert ein ziemlich rotes Gesicht und ziemlich hübsche Muskeln am Oberkörper. Er schaut mich aus weit aufgerissenen Augen an, während er sich zuckend windet. Deliana hat seinen Hintern fest umschlungen und, also ich müsste brechen, Chapeau die Dame.

Langsam entlässt sie ihn – ich sehe jetzt wirklich mehr von meinem Hauptmann als mir lieb ist – und dreht sich zu mir um.

„Hilf mir“ stöhnt Eckert. Er ist immer noch hochrot im Gesicht, sieht so aus als hätte er einen 1000 Meter Sprint hinter sich. Sogar ich habe inzwischen verstanden, dass Deliana ein Succubus ist. Ich konzentriere mich auf die roten Augen und die gespaltene Zunge, aber auch ihr Schwanz ist sozusagen verräterisch.

„Oohhh, ein Zwischengang, wie aufmerksam“ sie nimmt einen hässlichen krummen Dolch vom Waffenständer und gleitet auf Zehenspitzen auf mich zu. „Du bist mir eigentlich ein bisschen jung, Kleiner, aber wenn du nun hier bist..:“ Ich ziehe mit der linken Hand den Dolch, nah am Körper. Mein rechte Hand ist zu nichts mehr zu gebrauchen, außer alles voll zu bluten.

Ich blinzele einmal und sie steht direkt vor mir, meine blutige Hand liegt auf ihrer linken Brust.

„Siehst du, so ist es doch schon viel besser, gefällt dir meine Brust, Junge, wenn du lieb bist darfst du…“

Sie schaut mich völlig überrascht an, als ich ihr den Dolch von unten in den Bauch steche und ihn bis unter die Rippen hoch ziehe. „Du bist kein Mann“ kreischt sie und packt meinen Dolcharm, panisch und es fühlt sich an, als würde er einer Schraubzwinge stecken. Langsam ziehe ich sie auf mich und versuche sie aus dem Gleichgewicht zu bringen, sie stolpert nach vorne und mein Dolch zittert zweimal als er ihr Herz durchbohrt. Dann schreit sie nochmal und spuckt mir mit schwarzem stinkenden Blut voll ins Gesicht.

Es dauert eine Weile, bis sie aufhört zu zappeln, aber irgendwann liegt sie still auf mir. Ich wälze sie von mir runter, ich bin über und über mit Succubus beschmiert und meine Hände pochen jetzt beide wie blöde.

Schwankend krabbel ich zum Waffenständer und schneide Eckert los. Ich versuche etwas zu sagen. Sollte etwas gutes sein. Aber mir geht das Licht aus.

***

Eckert: Im Lager

„Gestern?“ Eckert füllt den Zelteingang aus.

Ich schaue sicherheitshalber, nach unten, ob er eine Hose anhat. Er fängt meinen Blick auf, runzelt die Stirn, dann zwinkert er mir zu.

„Gestern war nur ein Abend im Tross“

-Ende-

Tod im Troß-5

This entry is part 5 of 6 in the series Tod im Troß

Eckert: Im Zelt 2

Das Licht einer Öllampe zeichnet die Muskeln und Definitionen des nackten Körpers mit eine goldenen Schimmer nach. Der ganze Körper spannt sich an, am Hals treten daumendicke Muskelstränge vor und der Oberkörper spannt gegen die Seidenstricke. Vergeblich, weder lockern sich die Fesseln noch bewegt sich der Ständer an den er gefesselt ist.

Sein Schädel dröhnte und seine linke Hand tat ziemlich weh. Außerdem war er ziemlich gefesselt.

Eckert konnte seine missliche Lage im großen Spiegel gegenüber deutlich sehen. Er war an einen Waffenständer gefesselt, die Arme über die Schultern des Ständers fixiert und die Beine am umgekehrten V der Standkonstruktion gefesselt. Oh und er war nackt und ein Kettenhemd presste schmerzhaft und kalt in seinen Rücken.

Neben dem Spiegel steht ein kleines Tischchen mit Fläschchen und Pinseln, daneben eine aufrechte gestellte Truhe.

 Im Spiegel konnte er ein Bett hinter sich erkennen. Deliana liegt auf der Seite, ihm zugewandt, obwohl er ihr Gesicht nicht sehen kann, weil eine Öllampe den Raum einerseits erhellte, aber im Spiegel den oberen Teil des Bettes mit ihrem Blenden verbirgt. Aber sie sieht ihm zu und ihrem perlenden Lachen nach zu urteilen, amüsiert sie sich köstlich.

„ich brüll den ganzen Tross zusammen! Mach mich los“

„Ohhh“ Deliana steht auf, sie ist ebenfalls nackt. Auf Zehenspitzen geht sie um den Spiegel herum.

„Auf die Geschichten freue ich mich schon jetzt“ „DER Hauptmann Eckert, aus dem Zelt einer Tänzerin gerettet“ „Du wirst dir Wünschen tot zu sein, wenn diese Geschichte die Runde macht“.

Sie bleibt dicht vor ihm stehen, so dicht dass ihre Nippel sein Brusthaar kitzelten. „Wir haben noch drei Stunden Zeit, bevor es soweit ist“ sagte sie kehlig.

„Bevor was Zeit ist?“

„Na bevor ich dich esse, Dummerchen“ Ihre Augen entfärbten sich langsam und blutrote geschlitzte Pupillen starrten ihn an. Sie blinzelte langsam.

„Wenn du glaubst, dass ich dich ficke hast du dich geirrt du Hexe“.

Deliana griff nach unten, zwischen seine Beine. „Da hast du anscheinend nicht mitzureden“ Mit einem leichten Zischen leckte sie über seine Lippen, dann lässt sie ihre gespaltene Zunge langsam seinen Oberkörper hinabgleiten, während sie vor ihm auf die Knie geht.

Alex: Hinter dem Teehaus

Hungerharke und Trommelbauch schälen sich links und rechts von mir aus dem Schatten. Ich war dem Bettler in den Innenhof gefolgt und jetzt stehe ich mitten im Mondlicht auf dem Präsentierteller. Die beiden haben ihre Trommeln gegen hässliche lange krumme Messer getauscht.

Ich hab gerade mal einen Dolch und meinen Knüppel. Ihr habt bestimmt schon einen Haufen Heldengeschichten gehört, einer gegen zwei oder sogar sieben. Aber meistens ist der Held in Wahrheit tot und die Geschichte erzählt einer von den Halunken, der ihn zusammen mit seinen Kumpanen abgestochen hat.

Und die beiden bewegen sich auch noch so synchron, die machen das nicht zum ersten Mal. Fakt ist, das werde ich wohl nicht überleben. Trommelbauch beginnt, paralleler Schnitt zu meinem Kopf, die Finte soll mich dazu bringen Hungerharke den Rücken zuzuwenden, so wie der das Messer hält rammt er es mir dann von unten in die Nieren. Und wenn ich Trommelbauch ignoriere, hab ich seine Rückhand im Hals. Ich springe in seine Richtung, versuch ihm den Knüppel auf den Ellenbogen zu hauen. Mist der Kerl ist auch noch flink. Aber der Luftzug und der fehlende Nierenschmerz zeigen, dass ich wenigstens Hungerharke ausgewichen bin. Ich schlenze blind nach hinten und dreh mich wieder zu beiden um. Nah immerhin stehe ich jetzt etwas besser im Dreieck zu den beiden. Aber das wird nicht lang so bleiben, fürchte ich.

Ich hab den Bettler völlig ausgeblendet, aber der keift was von wegen, das sei so nicht abgemacht gewesen und von Mord hätte keiner gesprochen. Das verschafft mir zumindest eine weitere Atempause, in der ich mich nur um Trommelbauch und sein Messer kümmern muss, während Hungerharke ein paar Schritte in Richtung Bettler macht.

Als Hungerharke wieder dazu stößt, tropfen wir beide, ich aus einem Schnitt über die Knöchel, immerhin hab ich den Knüppel noch, aber bald werde ich das spüren  und Trommelbauch hab ich am zweiten Kinn erwischt. Wäre ich nur zwei Zentimeter größer, verdammt.

Die beiden beginnen wieder den langsamen Tanz an dessen Ende ich in ihrer Mitte stehen soll und kurz drauf dann tot da liege. Trommelbauch keucht schon heftig, aber Hungerharke ist noch tau frisch und ich na ja.

„Sssau an, Ssaau an ein Mord“

„Aber Esteban, wie kann denn das ein Mord sein? Dann wären das ja Assassinen“

„Es ist ja bisser auch nur versuchter Mord“ Wieder dieser affektierte spanise Akzent.

„Das heisst wir sollen sie machen lassen?“

„Mhmm, seit ihr beide Assassinen?“ Das klang so als bräuchte jemand vor ihm einen Regenschirm

Hungerharke und Trommelbauch haben einen Schritt von mir weg gemacht, aber sind nach wie vor eine recht unmittelbare Bedrohung, ich versuche mich langsam wieder in eine bessere Position zu manövrieren und frage mich wer die beiden Spaßvögel sind.

„Ja“ sagt Hungerharke „wir sind Assassinen“ „Und jetzt verpisst euch oder wir bringen euch beide auch um“

Die beiden Neuankömmlinge schienen Seefahrer zu sein. Der lispelnde Spanier trug eine Augenklappe und einen mächtigen Schnurrbart, der andere hatte einen dieser inflationären Dreispitze auf, wahrscheinlich irgendeinem Kapitän geklaut.

„Siehst du“, sagte der mit dem Dreispitz, „es sind Assassinen, es hat also alles seine Richtigkeit“.

„Ansgar, ich glaube die Lügen“

„Oh das wäre aber ein dickes Ding“ „Das verstößt dann  total gegen die Gildenregeln“

„Zahlt Bekash uns nicht auch Schutzgeld?“fragte Ansgar „Es soll ja genau niemand in seinem Teezelt um’s Leben kommen“

Trommelbauch macht jetzt einen bedrohlichen Schritt auf die beiden zu: „Wollt ihr uns verarschen?“

Ich bewege mich langsam in Richtung des Teezelt Hintereingangs.

„nein nein“ „wir wollen euch nicht verarssen“ Wir werden euch beide aber umbringen, wenn ihr nicht thofort eure Messer wegpackt und verthwindet.

Bei Trommelbauch muss etwas gerissen sein! Wild brüllend springt er Esteban an. Der bewegt sich leicht zur Seite und der Säbel in seiner linken Hand leckt einmal nach Trommelbauchs Hals. Blut spritzt in zwei, drei kürzer werdenden Fontänen aus seinem Hals.

„Na schau du hast schon wieder mein Hemd versaut“ sagte Ansgar, während er seelenruhig seinen Vorderlader auf Hungerharke richtete und ihm einen großen Teil der Schulter wegschoss.

Und ich hab die Beine in die Hand genommen, ich glaube ich hatte noch nie so viel Angst vor jemandem der mich gerettet hat.

Wird fortgesetzt…

Tod im Troß-4

This entry is part 4 of 6 in the series Tod im Troß

Eckert: Ab ins Zelt

„Der Schnaps bei den Kesslern hat es in sich“.

Deliana kicherte: „Bist du Standfest mein Recke“? Sie drückt Eckerts Oberschenkel

Er schwankt etwas aufrechter, stützt sich mit der linken Hand an der Palisade ab. Zieht sie grob an sich. Was ihre Brüste sehr angenehm an ihn presst.

Er schlägt krachen an die Wand, Delianas Hand auf der Brust. Sie drückt ihn noch einen Moment gegen die Palisade, dann greift sie mit ihrer linken an seinen Gürtel und zieht Eckert hinter sich her. Etwas ungläubig mit dem Kopf schüttelnd stolpert er hinter ihr her. Vorbei an und hinter das Zelt des neuen Grafen durch einen grünen Zelteingang in ein unbeleuchtetes Zeltinneres.

„Hey Deli, nicht so schnell“ Eckert packt sie mit der Linken am Oberarm und dreht sie zu sich um. Ihr Gesicht ist so starr vor Wut, dass er sie los lässt und einen Schritt rückwärts geht, den Arm vor sich erhoben. „Deli!“ faucht sie, packt die vor ihr wedelnde Hand. Es knirscht hörbar, als sie ihn zu sich heran zieht. Eckert keucht schmerzhaft, dann setzen seine Kriegerreflexe ein.

Mit einem Schritt nach vorn folgt er dem Zug, tritt mit einem befriedigenden Knacken mit seinem schweren Stiefel auf ihren nackten Fuß. Zwei schnelle Faustschläge in ihr Gesicht, packt sie am Hals und sinkt mit einem glückseligen Lächeln und seiner gebrochenen Hand auf Delianas rechter Brust langsam auf die Knie.

Alex: Im Teehaus – Bettler

„Also denke ich, dass der Hauptmann einfach am Vögeln ist! Warum sollte ich also nicht auch einen schönen Abend haben?“ Ich versuche dem Kellner vielsagend zuzuzwinkern. Es ist spannend einmal einen Mann zu treffen, der kaum größer ist als meine 1,62. Ihn im stehen zu küssen, muss so sein, wie im Bett. Ich frage mich wie sich seine kleinen Löckchen wohl anfühlen, wenn ich mit den Fingern durchgleite. Ob er wohl den Turban abnimmt?

Er schiebt mir ein kleines Gläschen zu und lächelt: „Hier das ist gegen Magenverstimmung“ ich schaue ihn verständnislos an? „na du verziehst immer so das Gesicht und ich dachte, du hast etwas Schlechtes gegessen. Mit brennenden Ohren nehme ich das Glas, na immerhin Schnaps.

„Du hast ja die Ruhe weg“ krächzt es hinter mir. Ich drehe mich um und schaue auf einen gebeugten schmutzigen Bettler runter. Er grinst mich mit Kautabakfleckigen Zähnen an. „Dein Hauptmann kämpft um sein Leben und du trinkst hier Tee“ Er dreht sich kopfschüttelnd um. Ich packe ihn am Arm, worauf er wild zu zappeln anfängt. Ich sehe gerade noch Klinge blitzen und mache einen hektischen Schritt zurück, kollidiere mit dem Kellner und wir stürzen beide. Bis ich mich entwirrt habe, ist der Bettler ins Séparée gehuscht und ich ihm hinterher verfolgt von den heftigen Protesten aus dem Knabenchor.

Uuuh das Separee ist offensichtlich gerade gemietet. Am Leuchter hängt ein Dreispitz, der einen gnädigen Schatten auf den haarigen Hintern vor dem Bett wirft. Der verdeckt glücklicherweise den Rest des Spektakels. Der Typ ist kahl rasiert, also auf dem Kopf, also ist es auch nicht der Hauptmann.

Das alles nehme ich im vorbeihetzen aus den Augenwinkeln wahr, dann bin ich durch die Jurtenplane und stehe im Innenhof. Im hellen Mondlicht sehe ich den Bettler um eine Ecke wetzen. Dann beiße ich mir selbst in den Hintern, ich bin Hungerharke und Trommelbauch direkt in die Arme gelaufen.

Wird fortgesetzt…

Tod im Troß-3

This entry is part 3 of 6 in the series Tod im Troß

Alex: Auf der Suche

Bis ich aus dem Lager heraus bin, hat sich das Kichern in schallendes Gelächter gesteigert.

Das Lachen begleitet mich noch ein Stück, aber hinter der Baumreihe, die unser Lager vom Tross trennt, tauche ich in den abendlichen Tross ein. Die Sonne ist inzwischen weg. Kühl ist es dadurch noch lange nicht und dunkel wird es wohl erst in einer halben Stunde, aber die ersten Stände beginnen zu schließen und es sind einige kleine Gruppen von Musikanten auf dem Weg zu den ersten Auftritten des Abends.

Nur Trommler und Tänzerinnen scheinen seit heute Mittag Seltenheitswert zu haben.  Das ist ja auch gut so, wenn ich die drei jetzt wieder treffen würde. Ja was eigentlich, wenn der Hauptmann im Lager ist, ist alles in Ordnung und wenn nicht? Muss ich ihn finden und wenn er dann einfach nur am vögeln ist?

Ich drehe mich eine Weile im Kreis mit den Gedanken, so dass mir fast nicht auffällt, dass ich verfolgt werde. Oder werde ich? Ich hätte schwören können, dass ich die Hungerharke gesehen habe. Und er ist in Bekaschs Teehaus. Ausgerechnet! Mir wäre mehr nach einem Schnaps.

Ich mach einen Bogen um einen Haufen Schuhe und bücke mich ein wenig unter dem Vorhang am Einlass. Drinnen ist dunkel, die schwarze Jurte schluckt das wenige restliche Tageslicht und ein paar Kerzen auf der Theke und die gelegentlich glühenden Kohlen tragen nicht zur Beleuchtung bei.

Als ich einen Schritt nach drinnen machen will, springt mir ein Kerl in den Weg Arm ausgestreckt: „Stiefel!“ ich schaue ihn verständnislos an. Er ist kaum größer als ich und hat akkurat drapierte Löckchen, die unter einem schmalen Turban hervor kräuseln. „Stiefel!“ nochmal nachdrücklicher.

Hat er geschminkte Augen? Eine Bank stößt in meine Kniekehlen und ich setze mich zwangsweise hin.“Schuhe“ sagt eine sehr jugendliche Knabenstimme, während ich mit der Hand auf dem Knüppel herumfahre. Ich schaue auf einen Bauchnabel. „Bitte zieh die Schuhe aus“ höre ich aus einer Höhe von etwa 2 Metern und ein rundes glattes und ziemlich unfreundliches Gesicht schaut auf mich herunter.

Bis ich die Schuhe ausgezogen habe, steht schon ein Tee auf einem Tisch neben der Tür und der schnuckelige Kellner führt mich an der Hand zum Tee.

Ich versuche durch Rauch und die Dunkelheit etwas von meinem Verfolger zu sehen, aber wenn er nicht unter dem gemischten Nutten und Söldner Haufen am gegenüberliegenden Zeltrand steckt, scheint er nicht mehr hier zu sein. Der Tee tut überraschend gut, obwohl er offensichtlich keinen Alkohol enthält.

Ich muss anders an die Sache herangehen, ziellos durch den Tross irren, wird mich den Hauptmann nicht finden lassen, wahrscheinlich steckten die beiden in irgendeinem Zelt.

Wird fortgesetzt…