Geschichten von Schwertern und Zauberei

Grab im Tunnel-4

This entry is part 4 of 6 in the series Grab im Tunnel

Gregor

Er hört mehrere dumpfe Explosionen, darauf Schreie aus dem Tunnel. Mit einer dichten Staubwolke im Rücken und verfolgt vom Geräusch brechender Balken und herabprasselnder Steine rennen die drei Sanglier, deren Aufgabe es war, den Tunnel zu verminen, in die Höhle. Er lässt sie passieren und bereitet sich darauf vor den Kreis zu schließen. Als noch eine dritte Gestalt in das Licht stolpert. Es ist der hühnenhafte rothaarige Cymbrier, mit dem abartigen Geschmack. Es kommt für Gregor nicht in Frage ihm keinen Schutz zu gewähren, aber er kann sich eine gewisse Genugtuung nicht verkneifen, als er versteht, dass der Hühne allein ist.

„Was ist mit den anderen?“ Bengas schaut ihn verzweifelt an, er beginnt etwas zu sagen, stockt, dann schüttelt er nur den Kopf. Die Einsamkeit und der Verlust in seinem Blick sind so, dass sich Gregor für seine Gedanken fast schämt.

Gregor greift in den Kern seines Glaubens, seine Überzeugung, dass sein Gott wirklich ist und aus dem Nichts die Welt erschaffen hat. Wenn sein Gott, das leisten kann, erlaubt er es sicher auch seinem Diener dieses Stück der Antithese von dem Teil seiner Schöpfung fern zu halten, der sich in Gregors Obhut befindet.

Nyx und Gregor

Sie tritt aus dem Tunnel, dort steht der einzelne Paladin. Er fasst seinen Glauben fester und sie lässt ihr sein los.

Wir wollen die beiden ihrem Streit überlassen! Hier spielt sich im Kleinen die Schöpfungsgeschichte von Gregors Religion ab und auch der Wendepunkt der Existenz der Nyx, die einmal und immer Teil der Leere ist, über der sich der Schöpfergeist erhoben hat.

Das ist eine intime Situation, die kaum dichter an ihrer Existenz und Essenz sein könnte, als die unverschämte Frage, die manch Betrunkener und Philosoph Hühnern und Eiern stellt.

Wir wenden uns also zurück in den Tunnel. Denn hier haben sich ein Helm und ein Steinbrocken so verkeilt, dass sich zwischen Erde und Eckert wenige Fingerbreit Atemluft befinden.

Eckert: verschüttet

Ich glaube ich mache die Augen auf. Ich sehe nichts, aber das linke brennt jetzt, weil ein wenig Erde hineingefallen ist. Ich versuche den Kopf zu drehen oder zu schütteln, aber er bewegt sich kaum. Etwas klebriges Hartes drückt an meine Stirn. Ich reiße die Arme hoch, die rühren sich nicht, sie sind ebenfalls fest eingeklemmt. Ich stoße mit den Füßen winde mich, drücke, ich versuche jede Bewegung, die mir einfällt und ich rühre mich fast nicht, außer dass meine Stirn jetzt wehtut und ich kaum noch atmen kann vor Anstrengung und weil mein Brustkorb eingeklemmt ist. So liege ich eine ganze Weile, meine Augen tränen vom Staub, der hineingefallen ist und ich, ich ärgere mich, über den wenig heldenhaften Tod.

Die letzten Augenblicke der Flucht fallen mir inzwischen wieder alle ein und ich habe eine Ahnung was mich festhält – oder besser wer. Am Ohr kitzeln mich Dreadlocks und in meine Stirn bohren sich Zähne. Das kleine Dach über meinem Gesicht ist der Rand des Topfhelms, der Latam nicht davor bewahrt hat, vom Balken erschlagen zu werden. Was mir auch nicht weiterhilft. Ich werde hier nie wieder rauskommen. Und wenn ich Pech habe, liege ich hier lang genug, dass die Ratten oder Regenwürmer mich bei lebendigem Leib auffressen.

Gregor und Nyx

Tskk tsk tsk… die wollten wir doch nicht stören

Bei den Verwundeten

Es ist jetzt schon seit fünf Augenblicken nichts geschehen am Eingang zur großen Höhle. Conrad hatte ebenso wie alle anderen mit angehaltenem Atem auf einen wahrscheinlich sehr kurzen aber sicher sehr epischen Schlagabtausch zwischen Gregor und der Nyx gewartet. Dass sie einfach nur dort standen, sie mit einem kleinen Lächeln im Gesicht, Gregor unbewegt vor ihr auf einem Knie. Sein Schwert und seine Rüstung warfen einen rotgoldenen Schimmer, der in einem Halbkreis vor der Nyx wie abgeschnitten endete. Weder der Hauptmann noch Dante hatten es zurück in die Höhle geschafft. Bengas war sich sicher, das beide tot waren. Nach dem was er erzählt hatte und so wie Conrad den alten Dante kannte, gab er ihm etwas 50:50. Beim Hauptmann war er weniger zuversichtlich. Lunte hatte ziemlich betreten gewirkt, als er ihn gefragt hatte, ob die Sprengfalle vielleicht nicht ausgelöst hatte. Bisher hatte noch keiner was dazu gesagt, warum die Falle zu früh ausgelöst wurde. Conrad hatte aber eine Vermutung, aufgrund von Stiefs finsteren Blicken in Richtung Bengas.

Er winkte Stief zu sich: „Ihr habt doch einen Weg aus den Höhlen gesucht?“ „Gefunden“

„Gibt es denn einen Grund, warum wir hier sitzen und warten und noch nicht auf dem Weg nach draußen sind?“ „Hauptmann“ „Der ist doch verschüttet und tot haben, Bengas und Brent erzählt.“ „Bengas“ „Mhmm, ja gut, aber kann er den Einsturz überlebt haben“ Stief wiegte nur den Kopf hin und her. „Können wir ihm von hier aus helfen?“ Lunte schob sich dazwischen. Er hatte ein dickes rotes topfenförmiges Tonprojektil in der Hand. „Wir können sie wegpusten, Vize“ Conrad machte am meisten Sorge, dass Stief zwei unwillkürliche Schritte zurück machte, als er das Ding sah. „nette kleine Explosion, trifft nur die Nyx? Bringt auch sicher nicht die Halle hier zum Einsturz?“ Lunte zog unschlüssig eine Schulter hoch. „Vergiss es“ bestimmte Conrad. Lunte schaute so traurig drein, dass er fast versucht war es ihn doch machen zu lassen – fast.

„Schafft einen nach dem anderen hier raus.“ „Erst die Verwundeten, dann der Rest, aber seht zu, dass ein paar oben sind, die den Ausgang verteidigen können.“ Er winkte Alex zu sich: „Du bist bei der ersten Gruppe die raus geht“ „Conrad“ maulte Alex „ich bin unverletzt, ich kann kämpfen“

„Genau so ist es und deswegen will ich dass du oben den Ausgang bewachst und nicht sinnlos hier unten auf deinem Arsch sitzt“ Alex schluckte und nahm Haltung an: „Jawohl Vize“ und rannte Stief hinterher in den Tunnel.

Im Tunnel bei Eckert

Ich hatte keine Ahnung, dass Sterben so langweilig ist. Nachdem ich erst wütend, dann verängstigt und schließlich verzweifelt war, bin ich inzwischen bei Langeweile angekommen. Und den 101 Wegen sich die Zeit zu vertreiben, solange man festgeklemmt ist und langsam verdurstet. Verdursten dauert etwas mehr als drei Tage, so kühl und feucht, wie es hier war, wahrscheinlich länger, aber es war auch nicht kalt genug, um zu unterkühlen. Ich weiß nicht genau, wie lange hier schon lag, weil ich auch nicht wusste wie lange ich ohnmächtig war. Aber ich war noch nicht besonders durstig, nur sehr gelangweilt. Also 101 Wege, erstens du kannst mit den Fingern einen Rhythmus tippen, das sind in Wirklichkeit 10!, also elftens du kannst laut um Hilfe rufen, das ist anstrengend und macht durstig. Also zwölftens, du kannst pfeifen. Jedoch sind meine Lippen inzwischen so trocken vom Staub, dass das kaum einen Ton hervorbringt. Du kannst mit den Füßen wippen, also hast du Methode 12 und 13 – zwei Füße, aber in Stiefeln, sonst wären wir schon bei 22. Oder ist es 23? Du kannst dir außerdem dämliche Listen überlegen, mit etwa nutzlosem Zeitvertreib, also ist das die Nummer 24.

Bei den Verwundeten.

Die Erschütterung hatte einen Teil des hinteren Tunnelbereiches in Mitleidenschaft gezogen. Die Sappeure waren mit den Abstützungen nur wenige Schritte weiter gekommen, als bis zum Vorratsraum, in dem momentan alle lagerten. Das schnitt nun auch den geplanten Weg nach draußen ab. Zumindest vorübergehend, wie Alex erst aus den knappen Äusserungen von Stief und anschließend aus der etwas ausschweifenderen Erklärung von Talpa erriet. Nach der dritten Verwendung von Strata und obskuren Gesteinsnamen, platzte Alex der Kragen: „Wie lange bis es frei ist?“ Talpa stotterte: „Also Lehm und Gneis mit den Ziegeln…“

„Stunden nicht Steine!“ „Vier, Vier Stunden durch“ Alex machte auf dem Absatz kehrt und erstattet Conrad Bericht. Der musterte immer noch die beiden Gestalten am Eingang. Conrad hatte zwischenzeitlich das Knie gewechselt.

Wird fortgesetzt…

Series Navigation<< Grab im Tunnel-3Grab imTunnel-5 >>