Geschichten von Schwertern und Zauberei

Der Kohler – 12

This entry is part 12 of 25 in the series Der Kohler

Meilerbau

Esel und Ziege hatten eine unruhige Nacht hinter sich, der Kohler hatte sich gewälzt und gestöhnt und war schließlich noch vor dem Morgen aufgestanden. Jetzt tastete er sich ungeschickt durch die dunkle Hütte zur Tür und stieß sich unsanft den Kopf am Türstock. Der frühe Morgen war dunkel und eiskalt, der Weg zum Klohäuschen taufeucht und klamm. Endgültig wach von der Kälte, machte er sich mit Wasser, Äpfeln und Graupen ein Frühstück zurecht, dass er in den Herd stellte, um es warm zu machen. Während das leise blubberte, füllte er durch das kleine Fenster zum Anbau die Tröge von Esel und Ziege und warf den Hühnern eine Handvoll Graupen hin.

Mit einer dampfenden Schale in der Hand trat er schließlich wieder vor die Tür. Es war schon fast hell, aber die Sonne stand noch lange nicht über den Bäumen. Auch der neue Stapel Zweige und Äste, den sie gestern mitgebracht hatten, war wild umhergeworfen und der Zugang zum halbfertigen Meiler war reichlich zertreten, aber am Gatter schien sich nichts zu schaffen gemacht zu haben. Der Kohler zuckte mit den Achseln, stellte den Haferbrei zur Seite und begann auf seinem Pechstein einen kleinen Meiler zu errichten. Er lehnte sechs Scheite aufrecht aneinander und stapelte anschließend gespaltene Äste im Kreis darum auf. Die neigte er immer leicht nach innen, so dass sich nach einer Weile ein stumpfer eng geschichteter Holzkegel formte. Nach vorne ließ er eine etwa armdicke Lücke und platzierte an strategischen Stellen lange Äste, die bis nach innen zu den Anfangsscheiten reichten. Als er mit Höhe und Form des Pechmeilers zufrieden war, legte er sich einige frische Zweige zurecht und ging hinter seine Hütte. Hier war ein Haufen feuchter Lehm, von dem er Schaufel, um Schaufel nahm, um damit auf einer Schicht frischer Zweige einen dichten Lehmmantel auf dem kleinen Meiler aufzutragen.

Lehmbeschmiert setzte er sich zum Spaltklotz und stellte die Schale des zu kaltem Glibber erstarrten Brei zur Seite. Er nahm sein Waldmesser zur Hand und begann schmale Späne von einem Kiefernscheit zu hobeln.

***

Ennu und Bent waren seit dem Appell am Morgen unterwegs. Ihr Wagen, ihre Fracht also auch ihr Arsch, falls sie die Rekruten nicht wieder einfingen. Sie waren der Spur von der Pechsiedersiedlung bis zum großen Waldweg gefolgt und hatten sie dort verloren.

„Sollten wir bis zum Waldrand dem Weg folgen“ Ennu suchte vergeblich nach Fußabdrücken am Boden oder Mantelfetzen im Unterholz.

„Brauchst nicht im Wald nachzusehen,“ meinte Bent, „die Kinder kommen aus dem Dorf, dorthin fliehen sie auch zurück“.

„Aber die Eltern haben sie nie gesehen, wenn sie es bis dahin schaffen, sind sie weg“.

„Mag schon sein, ich wette mit dir, wir können sie beim Unterstand stellen“ Bent lief los.

Am Unterstand hatte der Zug gestern keine Pause eingelegt. Sie waren ein gutes Stück hinter dem Trupp gewesen und hatten nur hoffnungsvoll auf die gemütlichen Bänke schauen, können, während Klaas sie antrieb. Etwa drei Stunden, wie die Wagen fuhren und zwei Stunden mit straffem Schritt entfernt, wäre hier ein guter Ort für die frischgebackenen Deserteure, um eine Rast einzulegen.

Die Beiden liefen eine Weile still hintereinander her. Die Mitte des Waldweges war flach getreten, die Ränder von den schweren Rädern der Wagen zerwühlt, die sie gestern hier durchgeführt hatten. Der Weg wurde trockener und steiniger, je weiter sie zurückkamen.

„Was meinst, werden sie die drei laufen lassen, wenn wir sie nicht finden.“ Bent schloss auf.

„Ich hoffe nicht“ Ennu keuchte und wich einem Schlagloch aus „die Kräftige mit den dunklen Locken kennt sich mit Tieren aus, die gibt einen guten Preis. Ein Preis den wir beide ersetzen müssen.“

„Ja, wir und die anderen in der Rotte, der größte Teil aber bleibt beim Rottmeister“

„Was soll daran gut sein? Wir sind den ganzen Sommer mit Klaas auf Reise. Hast du sein Gesicht gesehen, als er sich über Anderklass hergemacht hat.“ Ennu spuckte aus.

„Kannst ja in Viaris Rotte wechseln…“

„Lieber von Klaas gefickt werden, als meine Eier abgeben“.

Bent blieb stehen: „Weiß nicht, ob die Kleine aus dem Dorf das genau so gesehen hat. Wir sind da, mach langsam“

Der Boden des Unterstandes und die Lichtung davor war zertreten und unordentlich. Der Eisenkäfig hing noch immer offen, das Feuer in der Feuerstelle war ausgegangen und nur noch einige halb verbrannte Scheite und der umgeworfene Kessel zeugten von dem Besuch der Truppe gestern.

„Weder Hund noch Katz hier“ Bent stocherte in den Kohlen, trat gegen den Holzhaufen und schmiss die Deckel der Kohlentruhen auf.

Ennu hatte wieder Atem gefunden. Er saß auf einem der Holzstümpfe, die statt Stühlen, um das Feuer angeordnet waren: „Lass uns einen Moment die Ruhe genießen“ Er kramte in seinem Beutel nach einer Knasterpfeife. „Werden wir lange keine mehr haben“ er zündete die Pfeife an. Die Hanfsamen knackten und knisterten, als das grobe Hanf und Tabak Gemisch glühte.

„Wird unsre letzte Ruhe werden, wenn wir die drei nicht finden. Wird noch schneller vorbei sein, wenn uns ein Offizier beim Quarzen im Wald findet“

„Entspann dich, das schärft meinen Scharfsinn, ich kann dann besser denken.“ Ennu kicherte, Bent schnaubte: „Ich denke wir sollten den kleinen Weg dort entlang gehen und schauen, wen wir dort finden“

„Ja, hier geht ein Weg ab! Das muss zur Hütte von dem Köhler gehen, der hier im Wald arbeitet.“

Bent schaute Ennu zweifelnd an: „Woher weißt du das denn?“

Ennu kicherte noch einmal und salutierte mit der Pfeife.

„Dann schauen wir doch bei ihm vorbei, Vielleicht hat er die Kätzchen ja gesehen

Der Morgen war schon fast Mittag geworden und hatte den Tau und die Kälte abgeschüttelt. Das Sonnenlicht blitzte durch das frühe Blattwerk der hohen Bäume, zeichnete Schatten und Licht in Mustern vor den beiden auf den Waldboden und spiegelte sich in den letzten Schneeresten.

Ennu und Bent waren dem kleinen Weg vom Unterstand zur Hütte des Köhlers gefolgt, die beiden empfanden keine besondere Wertschätzung für die Lichtspiele am Boden und auch nicht für die Ausbesserungsarbeiten am wintergeschädigten Weg, sie nahmen das wahrscheinlich gar nicht wahr, leider.

Aber sie nahmen den Kohler war. Zuerst trat Ennu auf die Lichtung des Kohlerhofes und blieb unwillkürlich stehen. Das Licht der Vormittagssonne strahlte gerade über die Baumwipfel aus der Richtung, aus der er gerade gekommen war. Das Licht fiel auf die hünenhafte lehmverschmierte Gestalt im nordwestlichen Ende der Lichtung. Die saß schräg vor einer Hütte zwischen zwei unterschiedlich großen Erdhügeln und lehnte an einem Baumstumpf. Mit einem armlangen Messer schabte der Mann lange Späne von einem dicken Holzscheit.

Bent rempelte ihn von hinten an: „Pass doch auf“ fluchte er, aber blieb auch stehen, als der Glatzkopf seinen Kopf zu ihm wandte. Er stieß Ennu nach links, machte selber ein paar Schritte nach rechts und zog sein Schwert halb.

Wird fortgesetzt…

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