Geschichten von Schwertern und Zauberei

Der Kohler – 23

This entry is part 23 of 25 in the series Der Kohler

Ein Ende

Schwer atmend stand der große Waldmensch am Rand der Klippe. Seine Schultern pochten, es hatten sich die ersten Blasen gebildet. Auch an Brust und Hüfte hatte er in den schmalen Luken Haut gelassen und das Gemisch aus Schweiß und Ruß brannte ebenso heftig wie die Verbrennungen.

Seine Beine zitterten und das linke fühlte sich gezerrt an. “Wie immer, die Beuger nicht gedehnt, ich sollte es besser wissen” murmelte er. Der Wind blies vom Wald in Richtung der Klippe, wie immer abends und der kühle Wind tat ihm gut. 

So stand er eine Weile bis er Pferde näherkommen hörte. Er drehte sich um. Der ältere Soldat, der ihn vorhin so lange gemustert hatte, saß auf Hjallmanns Wallach. Er hatte einen Kreuzbogen in der Armbeuge, der Bolzen zielte ungefähr auf seine Brusthöhe.

„Gibt n schön’s Lied”, sagte der Alte.

„Letzte Strophe?” der Kohler spannte sich und drehte langsam seinen Oberkörper

„Bin nicht verückt” lachte der Andere “nich gnug, nur ein Bolzen”. “Se wern dich jagen, is nix neues, hm? heiß Harald”

Der Kohler nickte erst, dann schüttelte er den Kopf:”Und was jetzt, was machst du?”

„Nehm die Pferde und die andern un ich reit weg” Harald nickte in Richtung Westen, weg vom Reich und Grenze.

“Warum?” fragte ihn der andere

„n einer von euch auftaucht, bleibn die andren nicht liegen, einmal Bürgerkrieg reicht”

Der Kohler nickte noch einmal, ein schneidender Ton kroch in seine Stimme:“Das Mädchen unten, was war mit dem?” 

“Dreck, unnötiger Dreck – hast n hinterhergeworfen, gut” Harald packt die Armbrust etwas entschlossener: „reit’ jetzt”

Harald hielt den Atem an, bis der Waffenmeister vor ihm schließlich nickte, dann atmete er erleichtert auf. Ohne den Mann am Feuer aus den Augen zu lassen, ritt er zu den Pferden der Soldaten. Als der andere keine Anstalten machte, näher zu kommen, stieg er ab, sammelte die wichtigsten Sachen zusammen, traf eine Auswahl aus den vorhandenen Reittieren und ritt schließlich mit vier Pferden im Schlepp in Richtung Westen los.

Bevor er die Lichtung verließ, drehte er sich noch einmal um: „Gehst auf’s Feld?”

Der Kohler musste nicht nachfragen welches Feld gemeint war, er schüttelte den Kopf

Harald rief hinterher: „Solltest zählen gehen, ist bewacht!”

***

Für einen kurzen Moment empfand Klaas Erleichterung, die Schraubzwinge um seine Hoden war gelöst, dann wurden die grauenhaften Schmerzen abgelöst von der grauenhaften Erkenntnis viele Schritt durch die leere Luft zu fliegen, er schlug im Wasser des Tümpels ein.

Eine beeindruckende Fontäne spritzte auf prasselte auf die Blätter und den Matsch um den Tempel herum Nidda der Aufprall presste Klaas die Luft aus den Lungen, er sank im Wasser nach unten bis seine Füße an die Wurzeln der Sumpfeiche stießen.

Er strampelte und ruderte wild mit den Armen und tauchte prustend im Tümpel auf. Er holte angestrengt Luft, sein Fuß oder eher sein Stiefel hatte sich am Boden des Tempels in einer der Wurzeln verfangen, aber sein Kopf schaute einige Zentimeter aus dem Wasser und wenn er sich streckte, bekam er Luft.

Sein Fuß steckte fest, er wand sich, versuchte sich los zu reißen, vergeblich. Etwas stieß etwas driftete von hinten an seinen Kopf eine eiskalte Hand strich an seinem Hals entlang. Aufgeschwemmt von seinem Sturz in das Wasser driftete die Leiche von Marie an ihm entlang Klaas schauderte.

Er holte tief Luft und krümmte sich nach unten, tastete im moorigen, torfigen Wasser nach der Wurzel, tastete an den Schnallen seines Stiefels und versuchte solange er den Atem anhalten konnte, seinen Fuß zu lösen oder den Stiefel zu lösen oder irgendwie sich aus seiner Lage zu befreien. Aber es war vergeblich.

Das Blut pocht in seinen Adern, in seinen Ohren rauschte es und er streckte sich wieder nach oben. Doch er kam nicht an die Oberfläche. Er stieß mit dem Kopf von unten gegen nassen Stoff und den kaum beweglichen Leichnam. Angewidert und hektisch drückte er den Körper beiseite.

Holte dankbar Luft.

Er hatte das Gefühl dass sein Fuß noch fester steckte als vorher. Sein Kinn, wenn er sich streckte, ging immer noch gerade aus dem Wasser heraus, er musste allerdings den Kopf ein bisschen zurücklegen, das Kinn so weit hochstrecken wie er konnte, denn sonst schwappte noch die ein oder andere kleine Welle in seinem Mund. Zwischen den Atemzügen konnte er sich beinah treiben lassen.

So gut es eben ging sah er sich um. Links von ihm trieb Marie im Wasser, dahinter konnte er einige Bäume am Rand des Tümpels erkennen, rechts und vor sich auch wiederum Bäume nur wenige quälende Schritte entfernt.

Das kalte Wasser des Tümpels kühlte seine geschundenen Eingeweide, trotz der unbequemen Haltung wurde Klaas klar, dass es schlimmer sein könnte. Er würde sich schon von der Wurzel lösen können, immerhin war er am Leben, seine Hoden schmerzte kaum noch, alles würde sich für ihn einrenken. Nur ein wenig Geduld dachte er sich, streckte sich noch einmal für einen tiefen Atemzug und überlegte, wie er sich winden und drehen könnte um den Fuß frei zu bekommen.

 Ein Regentropfen fiel auf seine Stirn, rann in seine Augen. Klaas blinzelte den Tropfen weg, drehte den Kopf zur Seite, ein zweiter dicker Tropfen fiel neben ihm ins Wasser. Eine Vielzahl von Tropfen zeichnete kleine spritzende Kreise in das Wasser des Tümpels.

***

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