Geschichten von Schwertern und Zauberei

Der Kohler – 15

This entry is part 15 of 25 in the series Der Kohler

Verrat und Pläne am Morgen im Lager

Die drei Wildhüter waren gerade dazu gekommen, als Matjas den armen Steuereintreiber verriet. Anderklaas hatte am Ende der dritten Wache den Fehlbestand im Talgedier Wagen bemerkt und Alarm geschlagen. Klaas war als erstes auf den Beinen. Er rüttelte den Rest seiner Rotte wach und schiss dann erst einmal Anderklaas so richtig zusammen.

Der unsanft geweckte Uskar hatte antreten lassen. Nachdem er gesehen hatte, dass nur Rekruten aus Talgede verschwunden waren, rief er Harald zu sich: „Das ist dein Affe, sieh zu, dass du den Bock wieder geradebiegst.“

Harald drehte sich zu Klaas um. Der hatte sich ein Ochsenziemer gepackt und schlug damit auf seinen Namensvetter ein. Er ging langsam auf den Wagen zu. Im Wagen saßen und standen nur noch drei Jugendliche, die völlig entgeistert auf Klaas und sein Opfer starrten.

Er holte Luft: „Seid vernünft‘g dumm“

„Der Steuereintreiber hat das Gitter aufgemacht“ unterbrach Matjas die sicher wohl gesetzten und bedrohlichen Worte, mit denen Harald, also beinahe unverständlich verkürzt und halb verschluckt ausgesprochen, sie zum Reden bringen wollte.

„Aha?“

„Er hat das Gitter aufgemacht heute Nacht und vorhin ist er weg“

Harald starrte ihn immer noch aus dem Konzept gebracht an.

„Richtung Kaiserach ist er weg, mit dem Pferd“ beeilte sich Matjas zu stammeln.

Matjas stand an der Gittertür. Die beiden anderen Jungen hatten sich von ihm abgewandt ihre Abscheu spürbar. Harald öffnete lächelnd die Tür: „Nimm n Frühstück, erzähl.“

Er zeigte zur Feuerstelle. Matjas stieg ungeschickt vom Wagen runter. Keine zwei Meter neben ihm stand Klaas mit hochrotem Gesicht über dem etwas zierlicher gebauten drahtigen Anderklaas. Er schlug methodisch auf ihn ein. Ein Schlag zum Kopf, einer zum Bauch, sein Opfer drehte sich, auf den entblößten Rücken. Ein Stoß in die Seite brachte die Arme nach unten, um die Rippen zu schützen. Dann folgte wieder ein schneller Schlag zum Gesicht. Die Methode zeigte Erfolg, die weißblonden Haare auf der rechten Kopfseite hatten sich bereits blutrot gefärbt, von einer Platzwunde an der Schläfe und auf dem Rücken hatte Anderklaas lange geschwollene Striemen.

Harald wartete bis der Junge auf einer Höhe mit dem Prügelnden war.

„Klaas“ herrschte er, Matjas sprang aus dem Stand fast zwei Meter bis zum Feuer,

„hör auf, wir frag‘n‘ Jungen“

Matjas war sich so sicher gewesen, dass es eine Falle war. Aber im Lauf der Nacht war nichts mehr passiert, außer dass der Steuereintreiber irgendwann mit seinem Pferd vorsichtig Richtung Weg ToDo: wirklich so viele?] schlich und auch Peter, Kristof und Isa hatten sich ein Herz gefasst und den Wagen verlassen.

Zurückgeblieben war er mit den beiden blonden Ochsen Tjark und Torben und er war sich sicher, dass die beiden nur wegen Tjark dageblieben waren, der eine schlimme offene Blase am Fuß hatte. Beide waren groß und kräftig, wie ihre jeweiligen Väter, wenn auch nicht athletisch gebaut, sondern eben mehr mit der Masse eines Ochsens und zumindest Torben musste auch im Kopf den Vergleich mit einem Ackertier nicht scheuen.

Torben machte sowieso nichts alleine und er folgte Tjark schon seit Jahren überall treu hinterher. Der konnte kaum laufen, nachdem er sich gestern den Ballen wund gescheuert hatte, aber Matjas war sich sicher, dass er auch dageblieben wäre, einfach nur um ihn zu ärgern.

Er erzählte breitwillig am Feuer, was in der Nacht am Wagen vorgefallen war. Wie erst Klaas Marie geholt hatte. Um sie zu pflegen, wie der hastig einwarf. Und wie dann in den frühen Morgenstunden der Steuereintreiber das Gitter aufgemacht hatte. Wie er versucht hatte, die anderen vom Desertieren abzuhalten.

„Warum hast nicht g’rufen?“ fragte ihn Harald. Aber Tjark hätte ihn bedroht, der große da am Eck vom Wagen. Harald und Klaas nickten verständnisvoll. Wanja, der auch am Morgen Küchendienst hatte, verzog nur abschätzig die Lippen

 Hjallmann trat hinzu: „Wir kommen von Kaiserach, haben einen kleinen dicken Kerl auf dem Weg getroffen. Ich fand es noch komisch, dass der so früh unterwegs war“

„Was macht’n hier?“

„Wir haben einen Nachzügler aus Greifenstedt nach Kaiserach gebracht. Sein Vater hatte ihn im Keller versteckt, aber ein Nachbar war so aufrecht, das zu melden“

„Und warum macht ihr so was, Ihr seid doch keine Soldaten?“ Klaas baute sich vor dem kleineren Mann auf. Bjarn und Kraki seine beiden Gehilfen rückten etwas dichter. Der streckte sein Kinn vor: „Ich bin der Wildhüter des Grafen, das ist sein Wald, in dem du stehst“

„Fürs Reich jaja“ Harald schob sich dazwischen. „wie weit war’nder weg?“ Hjallmann funkelte Klaas weiter an, dann drehte es sich wieder Harald zu: „Eine Stunde etwa ist das her, der Junge sagt die Wahrheit“

„Für einen gerechten Lohn würden wir drei euch den kleinen Mann schon bringen“

Harald dachte kurz nach. „Musst nicht, reiten in die Richtung, geht nur nach ‘ach. Fragt Hauptmann, findet die andr’n“

„Das ist unser Sold“ maulte Klaas „wir finden die, das ist mein Recht“

„Ihr findet sie einfach vor den Wildhütern“ entschied Uskar. „Dann soll es auch wieder euer Sold sein.“ Er wandte sich zu Hjallmann: „Für eure Mühen zahl ich euch einen Pfennig, wenn ihr sie vor meinen hierher bringt, ist der Steuerpfennig von allen fünfen euer Lohn.“

„Der Pfennig geht aus deinem Sold, Harald“ der nickte nur.

Die Truppe hatte sich danach recht rasch aufgeteilt. Harald mit Klaas‘ Rotte die Flüchtigen einfangen. Viari sollte den Rest nach Kaiserach schaffen.

„Was machen wir wegen Johan“ fragt sie Uskar

Der grinst breit: „Um den kümmere ich mich. Mach mein Pferd fertig. Ich warte auf euch, sobald ich ihn habe“

***

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